Fenster
Energetische Sanierung: Wann macht ein Fenstertausch Sinn
Angesichts steigender Energiekosten lohnen sich energetische Maßnahmen an älteren Wohnhäusern in fast jedem Fall – so auch die Sanierung der Fenster. Denn neben der Fassade und dem Dach haben die Fensterflächen einen bedeutenden Anteil an der Energieeffizienz des gesamten Gebäudes. Lesen Sie hier, wann ein Fenstertausch sinnvoll ist und was man vorher wissen sollte.
Bei welchen Fenstern sollte man über eine Sanierung nachdenken?
Die Dämmleistung moderner Fenster hat sich gerade in den letzten Jahren stark verbessert, sodass Energieeinsparungen von bis zu 15 %, teilweise sogar 20 % möglich sind. Da die Preise für Energie zum Heizen zumindest auf längere Sicht weiter steigen werden, lohnt sich die Sanierung älterer Fenster also fast immer.
Grundsätzlich gilt: Je älter die Fenster sind bzw. je weniger sie modernen technischen Standards entsprechen, desto sinnvoller ist ein Austausch.
Wer es genauer wissen will, kann eine Energieberatung durchführen und den sogenannten Wärmedurchgangskoeffizienten – kurz U-Wert – bestimmen lassen. Dessen Maßeinheit W/(m²K) beschreibt, wie viel Watt Wärmeenergie (W) pro Quadratmeter (m2) Bauteilfläche bei einem Temperaturunterschied von einem Grad Kelvin (K) zwischen innen und außen durch das Bauteil fließt. Einfacher gesagt: Je höher der U-Wert, desto mehr Geld heizen Sie buchstäblich zum Fenster raus.
In der Regel empfehlen Energieberater ab U-Werten über 1,9 W/(m2K), den Austausch der Fenster in Erwägung zu ziehen. Zum Vergleich: Einfachverglaste Fenster, die vor 1978 üblicherweise verbaut wurden, haben sehr ungünstige U-Werte von durchschnittlich 4,7 bis deutlich über 5 W/(m2K). Zwischen 1978 und 1995 gängige Fenstertypen mit unbeschichtetem Isolierglas erreichen immerhin mittelmäßige U-Werte von durchschnittlich 2,8 W/(m2K). Für neue Fenster schreibt das Gebäudeenergiegesetz übrigens einen minimalen U-Wert von 1,3 W/(m2K) vor, was der Isolierung heutiger zweifach verglaster Fenster entspricht. Mit Dreifachverglasung (Passivhausstandard) lassen sich auch Werte deutlich darunter erzielen.
Die kompletten Fenster austauschen oder nur die Scheiben?
Eine gut isolierende Verglasung nützt wenig, wenn nicht auch der Rahmen eine gute Dämmleistung aufweist. Deshalb wird im Normalfall empfohlen, die kompletten Fenstereinheiten auszutauschen. In manchen Fällen kann es aber auch eine Option sein, nur die Scheiben zu wechseln. Zum Beispiel, wenn die Rahmen aufgrund ihrer soliden Beschaffenheit gut isoliert sind, aber die Verglasung nur mäßig bis schlecht dämmt.
Auch aus ästhetischen- oder Denkmalschutzgründen, z.B. wenn alte Holzrahmen erhalten werden sollen, können diese restauriert und lediglich die Scheiben ausgetauscht werden. Um diesbezüglich klarer entscheiden zu können, sind die U-Werte der Scheiben und des Rahmens auch separat messbar. Die Dämmleistung der Verglasung wird dann als Ug-Wert („g“ für „glass) angegeben, die des Rahmens als Uf-Wert („f“ für „frame“) und die des gesamten Fensters auch als Uw-Wert („w“ für „window“; statt nur „U-Wert“).
Wie sind moderne Fenster aufgebaut und was leisten sie?
Fenster nach heutigem Standard verfügen über Zwei- oder Dreifachverglasung und einen wärmedämmenden Rahmen. Die Zwischenräume zwischen den Scheiben sind mit Edelgas gefüllt, was die Dämmleistung zusätzlich verbessert. Ein spezielles Trocknungsmittel verhindert, dass eventuell eindringende oder bei der Produktion eingedrungene Feuchtigkeit zwischen den Scheiben kondensiert. Aber nicht nur die Wärmedämmung wird durch moderne Fenster optimiert: Mehrfach verglaste Scheiben zeichnen sich auch durch hervorragende Schalldämmung aus und erhöhen so den Wohnkomfort. Besonders in Gebäuden an viel befahrenen Straßen oder in Flughafennähe ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Darüber hinaus verbessern zeitgemäße Fenster den Schutz vor Einbruch, denn dank stabiler Rahmenkonstruktionen, Sicherheitsscheiben und abschließbarer Griffe lassen sie sich deutlich schwerer „knacken“ als ältere Modelle.
Wann ist der günstigste Zeitpunkt für eine Fenstersanierung?
Idealerweise sollte man Fenster im Zuge einer energetischen Fassadensanierung erneuern. Zum einen lassen sich dadurch meistens Kosten sparen – zum Beispiel, weil ein Baugerüst ohnehin schon steht; oder auch weil der Fenstertausch von der KfW mit gefördert wird, wenn er im Rahmen einer Komplettsanierung nach Effizienzhausstandard stattfindet. Zum anderen, weil es problematisch sein kann, wenn beide Baumaßnahmen weit auseinander liegen. Denn falls die Dämmleistungen der Fenster und der Wände nicht zueinander passen, besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Besonders kritisch wird es, wenn zuerst moderne Fenster eingebaut werden, die Fassade aber schlecht gedämmt verbleibt. An den Wänden wird es dann kälter als an den Fenstern. Deshalb setzt sich dort vermehrt Feuchtigkeit ab und bietet Schimmelpilzen einen idealen Nährboden. Tipps wie Sie Schimmelbildung aufgrund nasser Fenster vorbeugen können, finden Sie in diesem Ratgeber.
Was kann ich übergangsweise vor einem Fenstertausch tun?
Ein umfassender Fensteraustausch ist natürlich auch mit Kosten verbunden. Falls Sie zu dem Schluss kommen, dass diese in keinem wirtschaftlich sinnvollen Verhältnis zur prognostizierten Heizkosteneinsparung stehen, oder falls Sie die Investition erst später tätigen möchten, zum Beispiel weil Sie erst in den nächsten Jahren eine Fassadensanierung planen, können Sie die Dämmleistung der Fenster auch mit kleinen Maßnahmen verbessern. Lassen Sie zum Beispiel eine professionelle Wartung von einem Fachbetrieb durchführen. Dabei werden Ihre Fenster u.a. auf defekte Dichtungen oder verzogene Rahmenteile überprüft, die häufig mit geringem Aufwand erneuert oder repariert werden können.
Fazit
Der Einbau moderner Fenster ist grundsätzlich eine sinnvolle Maßnahme, um die Energieeffizienz und auch den Schallschutz von Bestandsbauten zu verbessern. Wie gut ein Fenster wärmegedämmt ist, zeigt der Wärmedurchgangskoeffizient, kurz U-Wert an. Diesen kann man zum Beispiel durch einen Energieberater feststellen lassen. Je niedriger der U-Wert, desto besser. Oder umgekehrt: Je höher der U-Wert, desto angebrachter ist ein Fenstertausch. Der beste Zeitpunkt hierfür ist, wenn gleichzeitig die Fassade saniert wird – denn gut isolierende Fenster in Kombination mit schlecht gedämmten Außenwänden können schlimmstenfalls zu Schimmelbildung führen. Übergangsweise kann eine professionelle Fensterwartung die Dämmleistung der Fenster schon etwas verbessern.
Jetzt gleich weiterlesen: Energetische Sanierung der Fassade, der Lüftungsanlage und des Daches.