Gepostet am: 04. August 2022
6 Min

Wasserknappheit

Wird in Deutschland das (Trink-)Wasser knapp?

Wasser sparen – das haben die meisten von uns schon als Kinder gelernt. Beim Zähneputzen den Hahn zudrehen und lieber Duschen als Baden: dass Wasser ein kostbares Gut ist, das wir nicht verplempern dürfen, ist in vielen Köpfen allgegenwärtig. Kann es angesichts von Hitzewellen und Dürren trotzdem zu einer Wasserknappheit kommen? Wir haben die wichtigsten Fragen für Sie beantwortet.

Verbrauchen wir zu viel Wasser?

„Lass das Wasser nicht unnötig laufen!“ – diesen wohlgemeinten Hinweis hat sicher jeder von uns schon einmal gehört. Dabei hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch in den letzten Jahren nicht sehr geändert: 129 Liter Trinkwasser am Tag waren es 2021 pro Person in Deutschland – etwa eine Badewanne voll. Damit liegen wir im europäischen Vergleich im Mittelfeld.

Der Wasserverbrauch hängt aber auch mit den sommerlichen Temperaturen hierzulande zusammen: In 2003, dem Jahr des „Jahrhundertsommers“ mit seiner extremen Hitze, gab es einen deutlichen Ausreißer nach oben. Und seit es allgemein wärmer und trockener wird, steigt auch der Verbrauch wieder an.

Das eigentliche Problem: Nur eine geringe Menge dieses verbrauchten Trinkwassers wird tatsächlich zur Nahrungsmittelzubereitung oder zum Trinken verwendet – der größte Teil des „kostbaren Nass‘“ verschwindet bei der Körperpflege, beim Wäschewaschen, Putzen oder durch die Toilettenspülung direkt wieder im Ausguss und muss dann als Abwasser wieder aufwendig gereinigt werden, bevor es in den natürlichen Wasserkreislauf zurückfließen kann.

Kann in Deutschland das Wasser knapp werden?

An sich gilt Deutschland als „wasserreiches Land“, und im Durchschnitt verbrauchen wir in unseren Haushalten und Kleinbetrieben auch nur knapp 13 Prozent des gesamten Wasserangebots. Erst wenn die Entnahme 20 Prozent des verfügbaren Wasserangebots übersteigt, sprechen die Experten von „Wasserstress“. Doch die Befürchtung, angesichts von Dürreperioden, sinkender Niederschläge und Hitzewellen könne Wasser in Deutschland in Zukunft knapp werden, ist nicht ganz grundlos: wo der Regen ausbleibt, werden auch die Depots für Frischwasser nicht wieder ausreichend aufgefüllt.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Wasservorkommen aus?

Unser Trinkwasser stammt zu rund 70 Prozent aus dem Grundwasser und zu 30 Prozent aus Oberflächenwasser wie z. B. Talsperren, Flüssen und Seen. Niederschläge zum Auffüllen dieser Depots sind vor allem im Winter wichtig, wenn der Regen im Erdreich versickern kann, denn im Sommer verbraucht die Natur das meiste Wasser, das vom Himmel fällt, selbst. Extrem trockene Winter aufgrund des Klimawandels können also zum Problem werden, weil dann im Folgejahr weniger Grundwasser zur Verfügung steht.

Doch auch Hitzewellen im Sommer stellen die Wasserversorger vor eine Herausforderung: Pumpen und Leitungen in den Wasserwerken sind auf einen bestimmten Verbrauch ausgelegt. Fangen nun alle Einwohner einer Region wegen der hohen Temperaturen an, ihre Gärten zu bewässern, Pools und Planschbecken zu füllen und mehrmals täglich zu duschen, kann es zu regionalen Engpässen kommen. Dies führt dann dazu, dass Rasensprengen oder Autowaschen zeitweise verboten werden müssen, um das System nicht zu überfordern.

Gibt es Notfallpläne für Wasserknappheit?

Bis auf eventuelle, regionale Einschränkungen für außergewöhnlich starken Wasserverbrauch, wie z. B. fürs Rasensprengen, ist derzeit nicht mit einer Wasserknappheit für deutsche Haushalte zu rechnen. Doch bei fortschreitendem Klimawandel kann es durchaus auch in Deutschland dazu kommen, dass die Trinkwasserdepots nicht mehr ausreichend befüllt werden und das Wasser knapp wird. Um diesem Problem vorzubeugen, hat das Bundesumweltministerium in diesem Jahr eine „Nationale Wasserstrategie“ erarbeitet, die darauf abzielt, dass wir auch im Jahr 2050 noch über sauberes Trinkwasser in ausreichender Menge verfügen.

Die Wasserstrategie hat vier Hauptaspekte: „Versickern, Speichern, Sparen, Vernetzen“. Die darunter aufgeführten Maßnahmen sind vielfältig und reichen von der Entsiegelung von Flächen in Städten über die Renaturierung von Auenlandschaften bis hin zu einer Minimierung der Wasserverschmutzung z. B. durch Nitrate aus der Landwirtschaft.

Die wichtigsten Punkte der Wasserstrategie finden Sie hier:

Kann ich als Verbraucher dazu beitragen, Wasserknappheit zu verhindern?

Wie die Statistik zeigt, sind die meisten Deutschen bei ihrem Wasserverbrauch ohnehin schon relativ gewissenhaft. Teilweise sogar zu sehr: Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist es nicht sinnvoll, bei der Toilettenspülung ausschließlich die Wasserspartaste zu betätigen, da das dazu führen kann, dass zu wenig Wasser durch die Leitungen fließt und zu viel Dreck in den Abwasserrohren liegenbleibt – ein Problem, mit dem große Städte wie Hamburg teilweise schon zu kämpfen haben.

Doch es gibt zum Glück noch andere Möglichkeiten, den persönlichen Wasserverbrauch zu senken und damit zu einer guten Wasserbilanz beizutragen. Hier haben wir für Sie die besten Tipps zum Wassersparen zusammengestellt.

Fazit

Noch müssen wir uns ums Trinkwasser in Deutschland keine Sorgen machen. Doch wenn der Klimawandel weiter fortschreitet, können auch die Frischwasserdepots in Deutschland leiden. Deshalb hat das Bundesumweltamt eine Nationale Wasserstrategie erarbeitet, die zahlreiche, ganz verschiedene Maßnahmen für eine zukünftige stabile Trinkwasserversorgung enthält. Umsichtiger und sparsamer Umgang mit Trinkwasser ist dabei einer der Beiträge, die jeder täglich leisten kann.

 

 

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