Solarertrag
Solaranlage im Winter: Sollten PV-Module sofort von Schnee befreit werden?
Solaranlagen produzieren in Deutschland durchschnittlich 80 % ihres jährlichen Stromertrags in den Monaten April bis Oktober. Aber auch in der dunklen Jahreszeit leisten sie einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Deckung des Haushaltsbedarf. Muss ich also sofort reagieren, wenn Schnee auf die Module fällt?
Wieviel Strom liefern Solarmodule in den Wintermonaten?
Es ist kein Geheimnis, dass PV-Anlagen in der Mitte des Jahres, wenn die Tage am längsten sind, am meisten Strom liefern. Aber wie groß sind die jahreszeitlichen Unterschiede genau? Im Dezember beispielsweise produziert eine durchschnittliche Solaranlage in Deutschland nur knapp ein Zehntel des Ertrags im Juni. Die folgende Grafik zeigt, wie sich der Jahresertrag in Kilowattstunden (kWh) pro installiertem Kilowatt Peak (kWp) durchschnittlich auf die einzelnen Monate eines Jahres in Deutschland verteilt:
Wie wirkt sich Schneefall auf den Solarertrag aus?
In welchem Maße eine Schneedecke den Ertrag einer PV-Anlage mindert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend ist vor allem das Wetter nach dem Schneefall. Ist der Himmel in den Tagen danach mit dichten Wolken verhangen, produzieren auch schneefreie Module kaum Strom. An sonnigen Tagen im März würde dagegen deutlich mehr Ertrag verloren gehen.
Wie stark die Einbußen durch schneebedeckte Module den Geldbeutel belasten, lässt sich relativ einfach abschätzen. Nehmen wir zum Beispiel den Monat Januar mit einem durchschnittlichen Ertrag (2023) von 17 Kilowattstunden (kWh) pro Kilowatt Peak (kWp). Eine Anlage mit 5 kWp würde dann also 85 kWh erwirtschaften. Werden davon 50 kWh im eigenen Haushalt verbraucht, ergibt sich bei einem Netzstrompreis von beispielsweise 33 Cent eine Einsparung von 16,50 Euro. Die Netzeinspeisung der restlichen 35 kWh zu jeweils 8,11 Cent (bei Inbetriebnahme Februar bis August 2024) bringt zusätzlich 2,84 Euro ein. Die PV-Anlage würde also während des gesamten Januars 19,34 Euro erwirtschaften. Durch eine Schneedecke auf den Modulen gingen davon pro Tag ca. 62 Cent verloren.
Lohnt es sich also deshalb sofort aktiv zu werden? Wohl eher nicht. Im März kann der tägliche Verlust dagegen schon das Vier- bis Fünffache betragen. Für eine genauere Einschätzung schauen sie am besten auf die Leistungswerte Ihrer PV-Anlage an schneefreien Tagen mit vergleichbaren Lichtverhältnissen. Doch auch wenn die Sonne kräftig scheint, muss man nicht sofort ein Schneeräumkommando auf die Beine stellen. Denn dann kommt Faktor 2 ins Spiel - die Neigung des Dachs.
Die Neigung des Dachs regelt vieles von selbst.
Aufgrund der sehr glatten Oberfläche von Solarmodulen rutschen Schnee und Eis oft relativ bald von alleine ab. Dazu genügt schon ein Dachneigungs- oder Aufständerungswinkel von 30 Grad, was bei den meisten Anlagen der Fall ist. Rahmenlose Module sind dabei im Vorteil, denn es können keine Schneereste am Rahmen hängen bleiben. Ein angenehmer Nebeneffekt: Durch den abrutschenden Schnee werden auch Verschmutzungen abgewaschen.
Macht es also gar keinen Sinn, die Module von Schnee freizuräumen?
Das hängt wie so vieles von den individuellen Gegebenheiten ab. Wenn es in Ihrer Region eher selten schneit lohnt sich der Aufwand des Schneeräumens kaum – zumal durch dünnere Schneedecken immer noch ein Teil des Sonnenlichts durchdringt. Fall Sie jedoch in einer höher gelegenen Gegend mit schneereichen Wintern leben, kann das Freiräumen der Module sinnvoll oder sogar erforderlich sein; zum Beispiel, weil die andauernde Last hoher Schneedecken die Konstruktion der Photovoltaikanlage beschädigen kann. Letztendlich ist es nach jedem Schneefall eine Ermessensfrage, ob sich das Räumen lohnt oder nicht.
Wie kann ich PV-Module am besten von Schnee befreien?
Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass es Sinn macht, den Schnee von den Modulen aktiv zu entfernen, gibt es mehrere Möglichkeiten.
1. Mit einem weichen Besen selbst freiräumen
Wenn die Solarmodule auf Ihrem Dach sicher erreichbar sind, d.h. ohne Absturzrisiko, können Sie einen sehr weichen Besen mit Teleskopstiel zum Entfernen des Schnees verwenden. Tun Sie dies jedoch nur, wenn Sie körperlich fit sind und über etwas handwerkliches Geschick verfügen. Achten Sie darauf, dass Sie nur auf den Moduloberflächen fegen und nicht an die Verkabelungen gelangen. Verwenden Sie keine Schaufeln oder andere scharfe Gegenstände – und auf keinen Fall Streusalz, denn dadurch können Sie Ihre Anlage schwerwiegend beschädigen. Auch das Abwaschen des Schnees mit warmem Wasser sollte eher vermieden werden, denn durch die Temperaturunterschiede können an den Moduloberflächen Risse entstehen. Im Zweifelsfall verzichten Sie auf die Schneeräumung oder überlassen Sie die Arbeit einem Profi.
2. Von einem Fachbetrieb räumen lassen:
Das Freiräumen der Solarmodule wird auch von zahlreichen professionellen Dienstleistern angeboten. Rechnen Sie jedoch vorher genau nach, ob die hierfür veranschlagten Kosten das Ergebnis rechtfertigen. Oft ist dies nicht der Fall.
3. Installieren einer automatischen Abdeckplane:
In schneereichen Gegenden kann sich die Installation einer Abdeckplane lohnen. Diese wird automatisch ausgefahren, wenn der erste Schnee fällt. Beim anschließenden Einfahren streift sie den Schnee dann einfach ab. Auch hier sind die Investitionskosten gegen den zu erwartenden Mehrertrag abzuwägen.
4. Stromrückspeisung über den Wechselrichter:
Einige Wechselrichter bieten die Möglichkeit, Strom in die PV-Module zurückzuspeisen, wodurch sie sich um einige Grad erwärmen und den Schnee abtauen. Da hierfür einiges an Netzstrom aufgewendet werden muss, rechnet sich auch die Stromrückspeisung nur selten.
Ausblick: „Snow-Free Solar“ (noch nicht marktreif).
Wissenschaftler der Universität Toledo haben einen speziellen Streifen entwickelt, der an der Unterseite von Solarmodulen angebracht wird und sich von selbst erwärmt, sobald er mit Schnee in Berührung kommt. Wie das genau funktioniert und ob daraus letztlich ein marktreifes Produkt wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Fazit
Die Schneemengen, die in Deutschland durchschnittlich fallen, beeinträchtigen den Stromertrag einer PV-Anlage nur wenig. Meistens rutscht der Schnee ohnehin schon bald von alleine ab, sodass sich das Entfernen nicht lohnt. In höher gelegenen, sehr schneereichen Gegenden kann das Freiräumen wiederum sinnvoll sein – auch um die Module vor Beschädigungen durch hohe Schneelasten zu schützen. Wer seine Solarmodule selbst von Schnee befreien möchte, sollte keine Sicherheitsrisiken eingehen und nur einen weichen Besen verwenden. Bevor man einen Fachbetrieb mit der Räumung beauftragt oder eine Methode wählt, die Kosten verursacht, sollte man nachrechnen, ob der Aufwand wirtschaftlich gerechtfertigt ist. Im Zweifelsfall: Auch diesen Job einfach der Kraft der Sonne überlassen.