Gepostet am: 21. März 2023
5 Min

EEG 2023

Höhere Vergütungen für PV-Volleinspeisung: Rechnet sich das?

Das EEG 2023 bietet die Möglichkeit, den Strom neu installierter Solaranlagen vollständig ins Netz einzuspeisen und dafür höhere Vergütungen zu erhalten. Wir haben nachgerechnet, unter welchen Voraussetzungen sich das lohnt.

Was genau hat es mit der Volleinspeise-Option auf sich?

Seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2023) haben Betreiber neuer Solaranlagen (Inbetriebnahme nach dem 30. Juli 2022) die Wahl: entweder nur den überschüssig produzierten Solarstrom ins Netz einspeisen und bis zu 8,2 Cent pro Kilowattstunde (kWh) kassieren. Oder sämtlichen Strom ins Netz einspeisen, den die Anlage produziert – zu einem noch höheren Satz von bis zu 13 Cent pro kWh. Durch diese zweite Option würde die PV-Anlage zu einer sogenannten Volleinspeise-Anlage. Dabei besteht die Möglichkeit, jährlich zwischen den beiden Vergütungsmodellen zu wechseln. Mit der neuen Volleinspeise-Option möchte die Bundesregierung einen zusätzlichen Anreiz für den zügigen Ausbau von Photovoltaik setzen.

Ist die Volleinspeisung von Solarstrom finanziell attraktiv?

Auf den ersten Blick mag die Volleinspeise-Option ziemlich interessant erscheinen. Denn da die Produktionskosten von Solarstrom zwischen 9 und 12 Cent pro kWh liegen, erzielt man mit einer Einspeisevergütung von 13 Cent pro KWh einen Gewinn. Aber: Da man 100% des Solarstroms abgibt, muss auch der Strom für den Eigenbedarf zu 100% aus dem Netz bezogen werden. Ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit des Vergütungsmodells ist daher der Endverbraucherpreis für Netzstrom. Und der liegt aktuell (Februar 2023) bei rund 37 Cent. Den größten finanziellen Vorteil bringt eine übliche Hausdach-Solaranlage also, wenn der Strom zu einem möglichst hohen Anteil selbst genutzt wird.

Eine Beispielrechnung:

Wir gehen von einer PV-Anlage mit 5 kWh peak und einer jährlichen Stromerzeugung von 5.000 kWh aus. Dazu rechnen wir mit einem Jahresverbrauch des Haushalts von 5.000 kWh und einem möglichen Autarkiegrad von 60%.

  • Ein Teileinspeiser nutzt 60% des eigenen Stroms und verkauft die übrigen 40%, also 2.000 kWh zu 8,2 Cent. Dadurch erzielt er Einnahmen in Höhe von 164 Euro. Ebenso muss er 2.000 kWh zukaufen – zu einem Preis von 740 Euro. Unterm Strich muss er dann 576 Euro pro Jahr bezahlen.
  • Ein Volleinspeiser verkauft die kompletten 5.000 kWh zu einem Preis von 13 Cent. Dadurch nimmt er stolze 650 Euro ein. Aber auch die Kosten für den Netzstrom steigen – auf 1.850 Euro. Die Ausgaben belaufen sich also unterm Strich auf 1.200 Euro.

 

Die Vergleichsrechnung zeigt: Unter Normalbedingungen ist die Teileinspeisung deutlich attraktiver. Der Vorteil würde sich in dem aufgeführten Beispiel allerdings zu Gunsten des Volleinspeisers umkehren, wenn der Eigenverbrauch unter 28% der Anlagenkapazität liegt.

Unter welchen Bedingungen kann die Volleinspeisung attraktiv sein?

Die Volleinspeisung ist immer dann eine Überlegung wert, wenn die zu erwartenden Mehreinnahmen voraussichtlich die Mehrkosten für Fremdstrom übersteigen. Dies kann unter folgenden Bedingungen der Fall sein:

  • Wenn man Eigentümerin oder Eigentümer eines Gebäudes mit sehr großen Dachflächen ist, und der Eigenverbrauch eher gering ist.
  • Wenn man ein Mehrfamilienhaus besitzt, und die Verteilung des Solarstroms an die einzelnen Wohnungen nicht ohne weiteres möglich ist.
  • Wenn mit einer vorhandenen Solaranlage der Eigenbedarf schon zu einem Großteil abgedeckt ist, und noch freie Dachflächen nutzbar sind. Der Zubau weiterer Module gilt dann juristisch als Neuinstallation und kann separat als Volleinspeise-Anlage angemeldet werden.
  • Temporär, wenn man z.B. im Rahmen eines Sabbaticals sehr lange Zeit verreist.

 

Da in den genannten Fällen nur wenig Netzstrom für den Eigenverbrauch bezogen werden müsste, ließen sich mit einer Volleinspeise-Anlage Jahr für Jahr Gewinne erzielen – z.B. bei 0% Eigenverbrauch 1 bis 4 Cent pro kWh. Es wäre also ein attraktiver Anreiz gegeben, die verfügbare Dachfläche vollständig für Photovoltaik zu nutzen.  

Fazit

Betreiber neu installierter PV-Anlagen haben die Möglichkeit, ihren Strom zu 100% ins Netz einzuspeisen und dafür eine höhere Vergütung von 13 Cent statt 8,2 Cent zu erhalten. Da im Gegenzug teurer Netzstrom für den Eigenbedarf bezogen werden muss, ist die Volleinspeise-Option unter normalen Bedingungen (Selbstversorgungsgrad über 40%) nicht interessant. Wer allerdings über sehr große Dachflächen verfügt und wenig selbst verbraucht, kann als Volleinspeiser Gewinne erzielen. 

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