24. Februar 2014 | Energieversorgung Offenbach AG

Windpark am "Hungerberg" ist am Netz

EVO-Vorsitzende Heim: Insgesamt 38 Windräder erzeugen Strom für 220.000 Menschen / Dividende von 90 Cent je Aktie

Die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) hat auf dem "Hungerberg" in der Nähe von Kirchheimbolanden ihren vierten Windpark errichtet. "Zehn moderne Windräder des Typs Vestas V 112 sind vor wenigen Tagen ans Netz gegangen", berichtete die EVO-Vorstandsvorsitzende Heike Heim bei der Bilanzpressekonferenz ihres Unternehmens. Sie bezifferte die Kosten des Projekts auf rund 65 Millionen Euro. Die neuen Windanlagen haben eine Gesamtleistung von 30 Megawatt.

Nach Worten von Heim verfügt die EVO somit insgesamt über 38 Windräder mit zusammen rund 95 Megawatt Leistung. Das entspricht dem Jahresbedarf von rund 220.000 Menschen. Bereits im vergangenen Sommer war in Dirlammen im Vogelsberg der dritte Windpark mit drei Windanlagen fertig gestellt worden. Alle Projekte hat die EVO gemeinsam mit der juwi-Gruppe aus Wörrstadt verwirklicht.

Wie Heim weiter ausführte, will die EVO bis zum Jahr 2015 insgesamt rund 200 Millionen Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien investieren. "Mit 170 Millionen Euro ist der größte Teil dieser Summe bereits in konkrete Projekte geflossen." Die Energieerzeugung von morgen müsse regenerativ, dezentral und effizient sein, sagte die EVO-Vorstandsvorsitzende. Ihren Worten zufolge liegt der Anteil der erneuerbaren Energien der EVO an der eigenen Stromerzeugung aktuell bei rund 50 Prozent. "Damit haben wir die Vorgaben der Bundesregierung zur Energiewende bereits mehr als erfüllt."

Die damit verbundene Reduzierung an schädlichen Treibhausgasen beträgt mehr als 200.000 Tonnen im Jahr. "Wir übernehmen Verantwortung für die Energiewende. Nicht irgendwo und irgendwann. Sondern hier und jetzt", urteilte Heim. Die offizielle Eröffnung des Windparks "Hungerberg" ist für den 5. Juli 2014 vorgesehen. "Unser Ziel ist klar: Wir wollen regenerative Energie erzeugen und damit die Kohlendioxid-Emissionen weiter reduzieren. Dieser Weg ist für die EVO unumkehrbar."

Die Bilanzsumme der EVO hat sich im Geschäftsjahr 2012/2013 um acht Millionen auf den Rekordwert von 368,3 Millionen Euro erhöht. Dagegen belasten die anhaltend niedrigen Margen in der Stromerzeugung das Ergebnis. "Die aktuelle Entwicklung des Energiemarkts hat Folgen für die gesamte Branche und macht sich auch bei uns bemerkbar", berichtete die EVO-Vorstandsvorsitzende.

Der Jahresüberschuss liegt mit 13,6 Millionen Euro unter dem operativen Ergebnis des Vorjahres von 17,4 Millionen Euro. Dank des Verkaufs von 24,1 Prozent der Geschäftsanteile der Maintal-Werke mit einem Ergebniseffekt von 6,5 Millionen Euro betrug im Geschäftsjahr 2011/2012 der Gesamtüberschuss 23,2 Millionen Euro.

Die EVO hatte bereits seit Anfang 2013 auf die perspektivisch sinkenden Erlöse hingewiesen und frühzeitig gegengesteuert. Geringere Einnahmen aus dem kapitalintensiven Stammgeschäft mit Strom oder Erdgas sowie sinkende Abfallpreise sollen durch intensives Wachstum in regenerativen Energien, einer schlankeren Organisation und einem optimierten Vertrieb kompensiert werden. Dazu hat die EVO in den vergangenen Monaten ihre Arbeitsprozesse vereinfacht, Kräfte gebündelt und den Kundenservice stärker in den Mittelpunkt ihres Handelns gerückt. "In den nächsten Jahren erwarten wir einen Jahresüberschuss auf aktuellem Niveau mit leicht steigender Tendenz", urteilte Heim.

Die Umsatzerlöse reduzierten sich im Geschäftsjahr 2012/2013 um acht Millionen Euro auf 347 Millionen Euro. Diese Entwicklung resultiert laut Heim im Wesentlichen aus der Konsolidierung des Stromgeschäfts mit großen Gewerbekunden.

Die Aktionäre erhalten eine verminderte Dividende von 90 Cent je Aktie; nach 1,10 Euro im Vorjahr. Das heißt: Rund 8,1 Millionen Euro fließen jeweils an die beiden Hauptaktionäre – die MVV Energie AG und die Stadtwerke Offenbach Holding GmbH. Rund 500.000 Euro werden an die Anteilseigner aus dem Kreis der Mitarbeiter ausgeschüttet.

Nach Auskunft des Technikvorstands Dr. Kurt Hunsänger hat die EVO im vergangenen Jahr bei der umweltschonenden Fernwärme wie geplant die dritte Ausbaustufe in der Stadt Heusenstamm abgeschlossen. Insgesamt wurde in der Kommune ein Leitungsnetz von nahezu sechs Kilometer Länge errichtet.

Die EVO liefert somit bis zu 12,6 Millionen Kilowattstunden Fernwärme nach Heusenstamm. Wie Dr. Hunsänger weiter berichtete, stammt die Fernwärme zum größten Teil aus dem EVO-Müllheizkraftwerk. Dort gehe der Müll nicht einfach nur in Rauch auf – der Abfall sei vielmehr ein nützlicher Brennstoff für die umweltschonende Erzeugung von Fernwärme und Strom mittels Kraft-Wärme-Kopplung. Im Vergleich zu Öl und Erdgas muss laut Dr. Hunsänger bei der Fernwärme bis zu 60 Prozent weniger Primärenergie für die Heizleistung eingesetzt werden, was sich in einem niedrigeren CO2-Ausstoß bemerkbar mache.

Im Offenbacher Pelletwerk haben im Herbst 2013 laut Technikvorstand die Arbeiten für die Erweiterung der Anlage begonnen. Dazu wird die Produktion um einen zusätzlichen Bandtrockner und einen Abluftkanal erweitert. Bereits von März an soll daher die Produktionsmenge um 35.000 Tonnen auf bis zu 90.000 Tonnen im Jahr steigen. Mit den Pellets ermöglicht die EVO die ökologische Wärmeversorgung von einzelnen Gebäuden und ganzen Nahwärmenetzen. Mit dem neuen Label "100 % Regional" garantiert der Versorger seinen Kunden, dass die Rohstoffe wie Sägespäne oder Holzreste aus der Region stammen.

Die Gemeinde Hainburg im Landkreis Offenbach ist jüngstes Mitglied in der EVO-Ökostromfamilie geworden. Sie bezieht seit 2013 EVO-Ökostrom für ihre beiden Rathäuser, die beiden Kläranlagen und die Kreuzburghalle. Zuvor ließ die Kommune von der EVO bereits ihre rund 1.800 Straßenlaternen mit grünem Strom versorgen. Neben Hainburg beziehen Offenbach, Seligenstadt, Mainhausen, Dietzenbach und Rodgau Ökostrom der EVO.

Im Zukunftssegment Smart Home für Privatkunden ist der EVO ein weiterer Ausbauschritt gelungen. Seit Sommer 2013 können die Kunden nicht nur ihre Heizung, sondern auch das Licht via Smartphone oder Tablet-PC von unterwegs aus steuern. Für die Firmenkunden wurde der sogenannte Energieeffizienzvertrieb aufgebaut. Mit Hilfe des TÜV Hessen kann die EVO nun Unternehmen bei der Auditierung und Zertifizierung nach DIN ISO 50001 begleiten und ihnen verstärkt beim Energiesparen helfen.

Auf einen Blick – das Faktenblatt
Die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) existiert seit dem Jahr 1847 – das Unternehmen wurde damals unter dem Namen "Gasgesellschaft Offenbach" gegründet. 1980 nahm die EVO AG ihren Betrieb als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadtwerke Offenbach GmbH auf. Mehrheitseigner ist heute die Mannheimer MVV Energie AG, die über 50,1 Prozent der stimmberechtigten Aktien verfügt. Die Stadt Offenbach hält über die Stadtwerke Offenbach Holding GmbH 49,9 Prozent.

Rund 170.000 Haushalte in der Region Offenbach beliefert das Unternehmen mit Strom und Erdgas, Fernwärme und Wasser. Die Stromsparte erbringt für die EVO rund zwei Drittel ihres Umsatzes von insgesamt 347 Millionen Euro. In der Stromsparte lag der Absatz bei 1,5 Terrawattstunden (minus 17,3 Prozent). Dabei sank vor allem die Absatzmenge in fremden Netzen und dort wiederum speziell der Absatz an Sondervertragskunden. Die Erlöse im Stromsegment sanken um 4,3 Prozent auf 214,1 Millionen Euro.

Der Absatz bei der Fernwärme stieg auf 0,44 Terrawattstunden (plus 5,5 Prozent); der Umsatz stagnierte bei 39,5 Millionen Euro (minus 0,3 Prozent). Der Rückgang beim Fernwärmeumsatz resultiert aus zwei Preissenkungen um rund zwei Prozent zum 1. Oktober 2012 und um rund 1,5 Prozent zum 1. April 2013.

Der Wasserabsatz stieg aufgrund der im Jahresvergleich wärmeren Monate im Sommer um 1,9 Prozent – in Offenbach und Dietzenbach verkauft die EVO rund 7,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser; im Vorjahr waren es 7,6 Millionen Kubikmeter gewesen. Das entspricht einem Plus von 1,9 Prozent. Jeder Offenbacher verbrauchte im Durchschnitt rund 112 Liter Trinkwasser pro Tag. Damit bleibt der Trend zum Wassersparen ungebrochen: Im Jahr 2003 betrug der Verbrauch pro Kopf 124 Liter, im Jahr 1993 noch 136 Liter.

Im Müllheizkraftwerk liegt die verbrannte Müllmenge mit dem Rekordwert von 251.300 Tonnen um 3,2 Prozent über der Vorjahresmenge. Der Umsatz stieg entsprechend um 3,2 Prozent auf 30,3 Millionen Euro.

Die Beschäftigtenzahl der EVO AG beläuft sich aktuell auf 623. Vor einem Jahr waren es 615 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewesen. Nach wie vor bildet die EVO über Bedarf aus: Am Standort Offenbach wird 48 jungen Menschen eine Ausbildung ermöglicht – in den Berufen Industriekaufmann, Dialogkaufmann sowie Elektroniker und Anlagenmechaniker.

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Sebastian Ackermann
Leiter Kommunikation und Marke

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