MVV Energie fordert mutige Reformen
Mannheimer Energieunternehmen für eine wettbewerbliche Weiterentwicklung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, für ein besseres Umfeld der Kraft-Wärme-Kopplung und für die Schaffung eines Kapazitätsmarkts - Ergebnisdelle und positiver Ausblick
Der Mannheimer Energiekonzern MVV Energie fordert von der Bundesregierung "mutige Reformen" für einen erfolgreichen ökologischen Umbau der Energieversorgung in Deutschland. "Dabei muss Berlin das gesamtgesellschaftliche und gesamtwirtschaftliche Interesse zum Maßstab der Entscheidungen machen und darf sich nicht an Partikularinteressen einzelner Branchen oder gesellschaftlicher Gruppen orientieren", betonte der Vorstandsvorsitzende der Unternehmensgruppe, Dr. Georg Müller, auf der diesjährigen Hauptversammlung des Unternehmens am Freitag im Congress Center Rosengarten in Mannheim. "Für die Energiewirtschaft, also auch für uns selbst, bedeutet das, dass wir unseren Beitrag unternehmerisch leisten und den Weg in das Energiesystem der Zukunft sozial und ökologisch, aber auch wirtschaftlich erfolgreich gestalten müssen."
Im Mittelpunkt der Forderungen an die Politik steht die wettbewerbliche Weiterentwicklung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). In den erneuerbaren Energien sieht der MVV-Vorstandschef "bereits heute den Taktgeber" des Energiemarkts. Gleichzeitig seien sie mit einem Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland von 25 Prozent keine junge Industrie mehr und benötigten daher auch die anfangs richtige Starthilfe nicht mehr. Das heutige EEG verteilt nach den Worten von Dr. Müller allein in diesem Jahr 24 Milliarden Euro und damit drei Mal so viel wie der Länderfinanzausgleich. Die neue Bundesregierung lenke mit ihrem Koalitionsvertrag und den ersten diskutierten Gesetzentwürfen den bisher nicht gesteuerten Ausbau der erneuerbaren Energien in ökonomisch sinnvolle Bahnen und mache einen großen und richtigen Schritt zu mehr Kosteneffizienz und Kostenreduktion.
Der Vorstandsvorsitzende des Mannheimer Energieunternehmens widersprach damit zugleich Befürchtungen, dass damit eine Bremse für die erneuerbaren Energien verbunden sei. Vielmehr stärke es die Erneuerbaren und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung, wenn sich "die technologischen Innovationen in gesunkenen Produktionskosten niederschlagen und an die Verbraucher weitergegeben werden können".
Neben der Reform des EEG steht für MVV Energie eine verbesserte Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Verbindung mit der umweltfreundlichen Fernwärme sowie die Schaffung eines technologieoffenen Kapazitätsmarkts im Mittelpunkt. Diese "wichtigen Eckpfeiler für Versorgungssicherheit und Energieeffizienz" seien unverzichtbar für das Energiesystem der Zukunft. Dr. Müller begrüßte daher ausdrücklich das Festhalten der Bundesregierung an dem Ziel, bis 2025 den KWK-Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland auf 25 Prozent zu erhöhen, sowie mit einem neuen Market Design die wirtschaftliche Basis für den Betrieb konventioneller Kraftwerke und für Investitionen in neue Erzeugungsanlagen zu sichern.
Rekordumsatz und Ergebnisdelle
Im Geschäftsjahr 2012/13 (1. Oktober 2012 - 30. September 2013) hat das Mannheimer Energieunternehmen zum ersten Mal in seiner Unternehmensgeschichte beim Jahresumsatz die Marke von 4 Milliarden Euro übertroffen und damit den Vorjahreswert noch einmal um 4 Prozent gesteigert. Für den MVV-Vorstandsvorsitzenden ist "das ein Beleg dafür, dass unsere strategische Ausrichtung stimmt und unser operatives Geschäft läuft". Hingegen belastet die in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich gesunkene Marge in der Stromerzeugung die gesamte Energiebranche und damit auch MVV Energie. Dr. Müller: "Die aktuellen Marktentwicklungen hinterlassen auch bei uns Spuren." So ist das bereinigte operative Ergebnis, das Adjusted EBIT, im Geschäftsjahr 2012/13 gegenüber dem Vorjahr um knapp 6 Prozent auf 210 Millionen Euro zurückgegangen.
"Diese Ergebnisdelle", so Dr. Müller in der Hauptversammlung, "wird uns auch im aktuellen Geschäftsjahr 2013/14 noch begleiten." Für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte das Unternehmen daher ein Adjusted EBIT zwischen 170 und 185 Millionen Euro. Gleichzeitig rechnet MVV Energie für das Folgejahr, also für das Geschäftsjahr 2014/15, wieder mit einem ansteigenden operativen Ergebnis.
Hohes Investitionstempo
Hintergrund für diesen optimistischen Ausblick ist das anhaltend hohe Investitionstempo des Mannheimer Energiekonzerns. Insgesamt 3 Milliarden Euro investiert MVV Energie bis 2020 in erneuerbare Energien, in Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und die energetische Nutzung von Abfällen, in den Ausbau der umweltfreundlichen Fernwärme an allen Standorten sowie in die Modernisierung und Pflege von Netzen und Anlagen. Allein in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahrs, also zwischen Oktober und Dezember 2013, investierte MVV Energie 86 Millionen Euro und damit 59 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Erst vor wenigen Tagen hat die Unternehmensgruppe über die Energieversorgung Offenbach in der Nähe des pfälzischen Kirchheimbolanden seinen neuesten Windpark mit einer Gesamtleistung von 30 Megawatt und im sachsen-anhaltinischen Kroppenstedt seine zwei Biomethananlage in Betrieb genommen. "Wir ernten bereits die ersten Früchte dieser Investitionen", betonte der MVV-Chef, "und begrenzen damit auch die negativen Auswirkungen der wirtschaftlich schwierigen Marktbedingungen."
Konstante Dividende
Vor diesem Hintergrund schlagen Aufsichtsrat und Vorstand der Hauptversammlung eine konstante Dividende von 90 Cent je Aktie vor. Die Ausschüttungssumme liegt damit erneut bei 59,3 Millionen Euro.