12. Juli 2023 | MVV

150 Jahre Mannheimer Energien: Von den Anfängen der städtischen Energieversorgung bis zur #klimapositiven Zukunft von MVV

MVV blickt auf 150 Jahre Energieversorgung in Mannheim – Startpunkt am 12. Juli 1873 mit dem Übergang eines Werks für Leuchtgas in städtische Hand – Gründung von MVV 1974 und insbesondere Börsengang 1999 richtungweisende Entscheidungen

Das Energieunternehmen MVV blickt in diesem Jahr auf 150 Jahre Energieversorgung in Mannheim und der Region zurück. Der 12. Juli 1873 markiert den Beginn der kommunalen Verantwortung für Energie in Mannheim und gilt traditionell als Startpunkt der 150jährigen Geschichte von MVV und ihrer Vorgängerorganisationen.

Seit Gründung der Stadt Mannheim 1607 haben unterschiedliche Formen von Energie zur Entwicklung und damit zur Attraktivität von Stadt und Wirtschaft sowie zum Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger beigetragen. Leuchtgas sorgte lange Jahre für die öffentliche Beleuchtung und damit für sichere Straßen. Elektrizität beförderte den Wandel zur Industriestadt. Und sauberes Wasser bereitete den zuvor häufig auftretenden Epidemien in der Bevölkerung ein Ende.

Neueinschätzungen und Neuentwicklungen von Technologien

Gleichzeitig hat sich Energie im Lauf der Jahrhunderte immer wieder verändert. Die Effizienz, Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Energien sowie seit Ende des 20. Jahrhunderts auch die Frage der Umweltverträglichkeit von Energie haben immer wieder zu Neueinschätzungen und zur Weiter- oder Neuentwicklung von Technologien zur Energiegewinnung und -nutzung geführt: Von mit Kohle erzeugtem Gas und Strom hin bis zu den heutigen Erneuerbaren Energien, die auf dem Einsatz von Wind und Sonne beruhen.

„Die in 150 Jahren Mannheimer Energien verantwortlichen Akteure und viele Nachfolgende haben, wenn nötig, tief in Strukturen und Prozesse eingegriffen. So erfolgte die Entwicklung vom integrierten Betriebsteil einer städtischen Verwaltung über noch unselbständige kommunale Eigenbetriebe hin zu privatrechtlich organisierten Aktiengesellschaften und der Börsennotierung 1999. Mit der Öffnung für Dritte auf der Gesellschafterebene ging die Stadt Mannheim den einen maßgeblichen Schritt weiter, denn sie war damit bereit, Privatkapital auch in die Entscheidungsprozesse einzubinden – bisher ohne vergleichbare Nachfolge in Deutschland“, kommentiert Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der MVV Energie AG, die Entwicklung von 150 Jahren Mannheimer Energien.

Leuchtgas erhellt die Straßen

Am 12. Juli 1873 unterzeichnete die Stadt Mannheim den Vertrag zur Übernahme eines zuvor privat finanzierten Produktionswerks für Leuchtgas im Quadrat K 6 und des dazu gehörenden Gasleitungsnetzes. So sicherte die Stadt vor allem die Beleuchtung auf den Straßen und in öffentlichen Gebäuden. Die stark wachsende Nachfrage von Bevölkerung und Industrie führte innerhalb weniger Jahre zu weiteren Übernahmen und dem Neubau von Gaswerken in der Stadt, so zum Beispiel in den Stadtteilen Lindenhof und Luzenberg.

Wasserturm: Wahrzeichen der Stadt und Symbol der Energieversorgung

Um die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser sicherzustellen, beauftragte die Stadt 1882 den österreichischen Bauingenieur Oskar Smreker mit der Planung der zentralen Wasserversorgung. Dieser suchte und fand mit einem Gebiet im Käfertaler Wald eine geeignete Stelle mit ausreichend Grundwasser, an der das erste Wasserwerk errichtet wurde. Nur ein Jahr nach Inbetriebnahme des Käfertaler Wasserwerks wurde 1889 der Wasserturm in der Mannheimer Oststadt eingeweiht – und entwickelte sich schnell zum Wahrzeichen der aufstrebenden Stadt. Im selben Jahr wurden Gas- und Wasserwerk der Stadt Mannheim unter einer gemeinsamen Direktion vereinigt.

1906 entstehen die Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke

Der gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch landespolitische Entscheidungen verursachte und anschließend kommunalpolitisch forcierte Wandel Mannheims von der Handels- zur Industriestadt resultierte 1899 im Bau eines Elektrizitätswerks im Industriehafen. Durch das Ende des Pachtvertrags mit der Firma BBC und den Übergang dieses Werks in die städtische Hand 1906, entstanden die Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke (WGE). Abnehmer der neuen Form von Energie waren hauptsächlich die 1900 eingeweihte, elektrisch betriebene Straßenbahn sowie zu geringeren Teilen kleine und mittlere Industriebetriebe. Da Strom in dieser Zeit noch etwa viermal so teuer wie Gas war, wurde die öffentliche Beleuchtung lange Jahre vorzugsweise mit Gas betrieben.

OEG als erste gemischtwirtschaftliche Beteiligung

Auch bei der Bedienung der stark wachsenden Nachfrage nach Elektrizität im Laufe des 20. Jahrhunderts handelte die Stadt vorausschauend und agierte zudem früh nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen: So erwarb die Stadt Mannheim bei der Gründung der Oberrheinischen Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG) 1910 mit 51 Prozent erstmals Anteile an einer gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft. Durch die Kooperation mit dem Kapital Dritter gewann die Stadt Einfluss auf die Verkehrs- und die Energiepolitik in der weiteren Region. Das 1897 errichtete Kraftwerk in Mannheim-Rheinau wurde ab 1914 im Verbund mit anderen Werken zu einem regionalen Elektrizitätsknoten ausgebaut – ein Vorgriff auf die 1921 erfolgende Gründung der Grosskraftwerk Mannheim AG (GKM). 1923 lieferte das am Rhein gelegene Kraftwerk den ersten Strom und versorgte bald die ganze Stadt sowie weite Teile Badens und der Pfalz mit Energie. 1929 wurde das städtische Elektrizitätswerk im Industriehafen stillgelegt. Damit war die organisatorische Trennung von Erzeugung (GKM) und Verteilung (WGE) des Stroms vollzogen.

Wiederaufbau und Ausbau der Mannheimer Energien

Auf die Schrecken und Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs folgten der Wiederaufbau und der Ausbau der Energieversorgung in Mannheim. So wurde ab 1951 das Gaswerk Luzenberg in eine modernere Gaskokerei umgebaut. Entsprechend der stark steigenden Nachfrage nach Gas wurde die Leistungsfähigkeit des Werks mehr als verdoppelt. Auch die Kapazitäten der Wasserwerke Rheinau und Käfertal wurden ab 1950 stark ausgebaut und eine neue Hauptdruckleitung vom Wasserwerk Rheinau in die Stadt sorgte für Höchstleistungen in der täglich gelieferten Wassermenge.

Mehr Strom vom GKM und neue Energie von der Insel

Weitere Maßnahmen für eine sichere und stabile Energieversorgung ab den frühen 50er Jahren waren der Bau des „110 kV-Rings“ und die Erweiterung des GKM um das mit einem höheren Wirkungsgrad arbeitende Werk II, die auch Basis für die Strombelieferung der Bundesbahn war. Im Zuge der Ansiedlung einer Erdölraffinerie auf der Friesenheimer Insel wurde dort auch ein Doppelheizkraftwerk mit Müllverbrennungsanlage errichtet. Der dabei anfallende Strom wurde ab 1965 in das Netz eingespeist und stützte so das Hochspannungsnetz der Stadtwerke. Zudem versorgte Dampf aus dem Heizkraftwerk vor allem die Industrie im Norden Mannheims zuverlässig mit Energie.

Fernwärme: Investition in die Zukunft

In den 50er Jahren fiel in Mannheim die bis heute relevante und richtungsweisende Entscheidung, in eine flächendeckende Stadtheizung zu investieren, heute als Fernwärme bekannt. Der Aufbau des Fernwärme-Netzes war aufwendig. Doch die frühen Mühen haben sich ausgezahlt. Noch heute garantiert Fernwärme eine stabile und effiziente Wärmeversorgung: Nach dem Nationaltheater als erstem öffentlichen Gebäude 1959 sind es mittlerweile über 12.000 Gebäude in der ganzen Stadt, die mit Fernwärme beheizt werden. Die Abfallverwertung auf der Friesenheimer Insel liefert jetzt schon bis zu 30 Prozent klimafreundliche Wärme. Und im Jahr 2030 wird MVV die Fernwärme komplett auf grün umgestellt haben.

„Geburtsstunde“ von MVV und Börsennotierung als Basis

1974 wurde aus den Stadtwerken die „Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft“ (MVV) mit ihren Töchtern. Das verlieh der städtischen Energieversorgung durch das Wirtschaften nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen neue Dynamik. Gleichzeitig konnten die Interessen der Bürgerinnen und Bürger gewahrt bleiben. 1999 wagte sich MVV dann auf das Börsenparkett. Eine richtungweisende Entscheidung – Basis für die Entwicklung zum einzigen kommunalen Energieversorger in Deutschland, der gleichzeitig börsennotiert ist.

Nachhaltigkeit im Fokus

Die durch den Börsengang erreichte Struktur der Anteilseigner, die sich ab 2020 in einer strategischen Partnerschaft zwischen der Stadt Mannheim als unverändertem Mehrheitsaktionär und Igneo Infrastructure Investors als zweitem Hauptaktionär ausdrückt, beförderte bereits ab den 2000er Jahren den Fokus auf Nachhaltigkeit. Heute richtet sich MVV mit ihrem Mannheimer Modell am 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens aus und will bis spätestens 2040 klimaneutral und danach #klimapositiv werden.

Chronik „150 Jahre Mannheimer Energien

Zur Geschichte von 150 Jahren Mannheimer Energien ist 2023 eine umfassende Chronik erschienen. MVV Energie AG (Hrsg.): 150 Jahre Mannheimer Energien. Wasser, Strom und Wärme von MVV. 576 Seiten, Hardcover, Pappband | 21,0 x 28,0 cm, 300 farbige Abbildungen | ISBN 978-3-8275-0163-9 | Siedler Verlag

 

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