Sinnvoll oder nicht?
Einsatz von Wärmepumpen in Bestandsimmobilien?
Viele Fachleute halten Wärmepumpen für das Heizsystem der Zukunft. In Neubauten sind sie schon fast Standard: 2021 fiel bei über der Hälfte aller Neubauten die Wahl auf eine Wärmepumpe als Heizsystem. Doch macht die Umrüstung auf eine Wärmepumpe auch bei der energetischen Sanierung von Altbauten Sinn? Wir haben die wichtigsten Punkte, auf die Sie bei der Entscheidung achten sollten, für Sie zusammengestellt:
Sind Wärmepumpen im Bestand effizient?
Es ist richtig, dass Wärmepumpen in Bestandsimmobilien nicht dieselben Effizienzzahlen erreichen können wie im Neubau. Dennoch lassen Sie sich durchaus kostengünstig betreiben und sind dabei viel umweltverträglicher als Heizsysteme mit fossilen Energieträgern. Allerdings kommt es auch darauf an, wie viel weiterer Sanierungsstau bei dem betreffenden Gebäude besteht, also z. B. wie gut Dach und Wände gedämmt sind, welchen Wärmedämmwert die Fenster haben und wie groß die Heizkörper des Verteilsystems sind, da bei zu kleinen Heizkörpern eine besonders hohe Heizwasser-Temperatur nötig ist, um Räume zu erwärmen.
Als Faustregel gilt: Beträgt die für eine angenehme Raumtemperatur nötige Vorlauftemperatur der bestehenden Heizungsanlage maximal 60 Grad, kann auch eine Wärmepumpe effizient betrieben werden. Bei Vorlauftemperaturen zwischen 65 und 70 Grad sind weitere Maßnahmen nötig, wie z. B. eine Vergrößerung der Heizfläche. Ab Vorlauftemperaturen von 70 Grad lohnt sich eine Wärmepumpe nicht, weil dann die Stromkosten für die Wärmepumpe die Kosten von fossilen Brennstoffen stark übersteigen bzw. die benötigte Raumtemperatur gar nicht erreicht wird. Allerdings dürften in diesem Fall auch die fossilen Heizmethoden so viel kosten, dass eine energetische Sanierung dringend in Betracht gezogen werden sollte.
Was kostet eine Wärmepumpe in der Anschaffung?
Es ist richtig, dass die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe deutlich höher liegen als beim Austausch einer Gas- oder Ölheizung. Je nach eingesetzter Wärmepumpenart und abhängig vom Erschließungsaufwand sind sie unterschiedlich hoch, allerdings auf jeden Fall fünfstellig. Allerdings ist dabei auch zu bedenken, dass sich diese Kosten bei steigenden Energiepreisen derzeit weitaus schneller amortisieren als noch 2021.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Fördermittel für einen Einbau von Wärmepumpen in Bestandsgebäude, vor allem, wenn das alte System auf Öl basiert. Eine erste Übersicht über die aktuellen Fördermaßnahmen, die seit Januar 2021 unter der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zusammengefasst sind, finden Sie hier.
Hinweis: Wenn Ihr Projekt konkret wird, erhalten Sie parallel zur Produktberatung von Heizungsbauexperten und Energieberatern auch immer Hinweise auf aktuelle Fördermöglichkeiten.
Wie kompatibel sind Wärmepumpen mit bestehenden Verteilsystemen?
Es ist richtig, dass Wärmepumpen wegen ihrer niedrigen Vorlauftemperaturen bei Flächenheizungen wie Wand- oder Fußbodenheizungen besonders effizient sind. In diesem Fall können Sie die Effizienz der Wärmepumpe mit wenigen, vergleichsweise kostengünstigen Maßnahmen erhöhen: indem Sie einzelne Heizkörper gegen moderne Niedertemperatur-Heizkörper austauschen, an der Heizanlage einen hydraulischen Abgleich vornehmen, der die Absenkung der Vorlauftemperatur ermöglicht, oder indem Sie durch den Einsatz eines Smart-Heating-Systems die Heizanlage punktgenau auf den wirklichen Bedarf einstellen.
Eignet sich jede Wärmepumpe für Bestandsgebäude?
Es ist richtig, dass sich nicht jede Wärmepumpe für jede Art von Bestandsgebäude eignet. Welche zu Ihrer Immobilie passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Preislich besonders günstig und einfach zu installieren sind Luft-Wasser-Wärmepumpen. Der kompakte Block mit dem großen Ventilator kann im Garten oder Vorgarten aufgestellt werden, hierbei muss allerdings auf genügend Abstand zu den Nachbargrundstücken geachtet werden. Auch die Aufstellung in Innenräumen wie dem Keller ist möglich, dann muss der Luftaustausch durch ein Luftschachtsystem sichergestellt werden.
Bei Erdwärmepumpen ist der Aufwand vergleichsweise höher, weil hier bis zu 100 Meter tief ins Erdreich gebohrt werden muss. Dafür sind sie effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen, auch gibt es hier keine Geräuschemissionen. Bei hohem Heizbedarf, wie er z. B. in Mehrfamilienhäusern anfällt, kann sich eine Erdwärmepumpe also lohnen.
Grundwasserwärmepumpen sind zwar am effizientesten, was die Verfügbarkeit der thermischen Energie angeht – das wird jedoch leider in den meisten Fällen vom hohen Strombedarf der nötigen Pumpen wieder aufgewogen. Auch muss der Zugang zum Grundwasser behördlich genehmigt werden und ist in Wasserschutzgebieten generell verboten.
Wie hoch ist der Stromverbrauch einer Wärmepumpe und was ist eigentlich mit JAZ gemeint?
Es ist richtig, dass eine Wärmepumpe dauerhaft Strom benötigt, da sie mit Kompressor, Pumpen und Gebläse ähnlich funktioniert wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Ein Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung, ob sich das Verhältnis Stromverbrauch/Wärmeerzeugung lohnt, ist die Jahresarbeitszahl, kurz JAZ. Die zeigt an, wie viele Kilowattstunden Wärme durch den Einsatz von einer Kilowattstunde Strom entstehen.
Bei einer JAZ von 4 werden also vier Kilowattstunden Wärme aus einer Kilowattstunde Strom bereitgestellt. Anders ausgedrückt: Die Heizwärme besteht zu einem Viertel aus Strom und zu drei Vierteln aus kostenloser Umweltenergie.
Die Faustregel für die JAZ lautet: Ab einer JAZ von 3 arbeitet Ihre Wärmepumpe wirtschaftlich und spart CO2. Einen spürbaren finanziellen Vorteil haben Sie ab einer JAZ von 4 und mehr.
Zum Vergleich: Wärmepumpen in neu errichteten Effizienzbauten können eine JAZ von 5 bis 6 erzielen. Aber auch im Bestand sind JAZ von 3 oder sogar 4 durchaus zu erreichen.
Noch mehr können Sie natürlich herausholen, wenn Sie Ihre Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage kombinieren und für den Betrieb den selbst erzeugten Strom nutzen. Einige Stromanbieter haben allerdings auch sogenannte Wärmepumpentarife, die besonders günstig sind. Voraussetzung hierfür ist ein eigener Stromzähler für die Wärmepumpe.
Sind Wärmepumpen eine langfristige Lösung?
Es ist richtig, dass ab 2024 der Einbau von Heizungen gesetzlich geregelt werden soll. Geplant ist, dass von da an nur noch Heizungen mit mehr als 65 Prozent Anteil an Erneuerbaren Energien verbaut werden dürfen – wie Wärmepumpen und einige wenige Holzheizungsarten.
Die Neuinstallation einer Ölheizung ist ab 2026 verboten, das steht bereits jetzt fest. Lediglich Hybridlösungen, wie die Kombination eines modernen Öl-Brennwertkessels mit Erneuerbaren Energien, werden weiterhin möglich sein.
Wer also angesichts von Fachkräfte- und Materialmangel die energetische Sanierung seiner Immobilie langfristiger planen muss, ist gut beraten, sich die möglichen Vorteile einer Wärmepumpe durchzurechnen.
Fazit
Mit ihren unumstrittenen Vorteilen wie niedrigen Betriebskosten, hohem Wirkungsgrad, Wärmegewinnung ohne fossile Ressourcen und dem unschlagbar niedrigem CO2-Ausstoß sind Wärmepumpen definitiv das System der Zukunft.
Ob sich ein Einbau auch in Altbeständen lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte gut durchgerechnet werden, ist aber auf jeden Fall eine Überlegung wert. Einen ersten Überblick gibt die Wärmepumpen-Ampel der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE), die die wichtigsten Parameter für die Installation einer Wärmepumpe anzeigt und bei Eingabe der Postleitzahl für viele Bestandsgebäude eine unverbindliche Einschätzung gibt.
Laut des Abschlussberichts des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme funktionieren Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden zuverlässig und klimafreundlich. Bei den 29 untersuchten Außenluft-Wärmepumpen lag der Mittelwert der JAZ bei 3,1, bei den zwölf Erdreich-Wärmepumpen bei 4,1. Die untersuchten Häuser waren zwischen 15 und 170 Jahre alt und in unterschiedlichem Sanierungszustand. Somit kann eine Wärmepumpe auch für einen Großteil von Bestandsimmobilien eine gute Alternative sein – auch wenn naturgemäß nicht dieselben Effizienzzahlen wie bei einem neu gebauten Effizienzhaus erzielt werden können.
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