Energieeffizienz
Der Rebound-Effekt – effizientere Maschinen müssen keine Energieeinsparung bringen
Die Energiewende soll Deutschland wirtschaftlich und umweltfreundlich voran bringen - ohne Energieeffizienz unvorstellbar. Nicht nur Kraftwerke, auch Geräte und Fahrzeuge sollen Energie besser nutzen und so weniger die Umwelt belasten und dem Menschen besser dienen. Der Haken dabei: Durch den sogenannten Rebound-Effekt bleiben die errechneten Einsparungen oft auf der Strecke. Doch wobei handelt es bei diesem Rebound-Effekt und was können Sie konkret dagegen tun?
Wenn das Auto sparsamer und größer wird
Stellen Sie sich vor, ein Kühlschrank soll her. Sie bedenken Ihre Wünsche, informieren sich und kaufen schließlich einen Kühlschrank mit mehr Platz und der Energieeffizienzklasse C (ehemals A+++, mehr dazu in diesem Beitrag zum neuen EU-Energielabel). Super, denken Sie, jetzt spare ich nicht nur Geld durch den effizienten Kühlschrank, sondern habe auch endlich genug Platz in der Kiste. In den meisten Fällen dürfte das allerdings nicht stimmen.
Verantwortlich dafür ist der sogenannte Rebound-Effekt. Der Effekt beschreibt, vereinfacht gesagt, wie Einsparungen durch höhere Effizienz auf einer anderen Seite wieder verloren gehen. Ihre Salatköpfe liegen jetzt zwar in einem effizienteren Kühlschrank, der ist aber insgesamt größer als der alte und braucht insgesamt auch genauso viel oder sogar mehr Strom. Kurzum: Ein effizienterer und größerer Kühlschrank verringert oder vernichtet sogar die erhoffte Einsparung.
Das Beispiel lässt sich auch in anderen Bereichen durchspielen: Wir fahren mittlerweile zwar optimierte und windschnittige Autos, dafür aber auch insgesamt größere und schwerere. Was früher ein Golf auf die Waage brachte, reicht heute nur noch für einen Polo - die Effizienz ist damit aufgebraucht.
Ein anderes Beispiel: In einer großen Stadt kommt es zu jedem Feierabend zum Stau. Deshalb wird das Straßennetz ausgebaut. Allerdings steigen jetzt auch immer mehr Pendler von der Bahn auf das Auto um - das Verkehrschaos bleibt.
Umstrittener Effekt - lieber nichts tun?
Dabei ist der Rebound-Effekt umstritten - das Phänomen lässt sich schwer messen und auch kaum von anderen Effekten abgrenzen. Auch untersuchen viele Studien einzelne Sektoren und können deshalb keine Aussagen über Auswirkungen über die Grenzen der Sektoren hinaus treffen.
Sollte ich deshalb lieber nichts tun? Auf keinen Fall. Auch wenn der Rebound-Effekt auftritt, bedeutet das ja nur, dass der erhoffte Einspareffekt durch mehr Effizienz kleiner ausfällt. Tilman Santarius, Autor einer Studie zum Rebound-Effekt, schätzt den Effekt auf 50 %. Das heißt, die Hälfte der Einsparungen geht durch den Rebound-Effekt wieder verloren. Aber deshalb bleibt ein positiver Effekt immer noch bestehen.
Was können Sie konkret tun?
Und jetzt? Was können Sie an dieser Stelle tun? Vielleicht sollte der Rebound-Effekt uns manchmal zum Nachdenken bringen. Fragen Sie sich vor der Anschaffung doch einfach mal:
Brauche ich den neuen Kühlschrank schon jetzt? In kurzen Abständen effiziente Kühlschränke kaufen belastet die Umwelt ebenso und macht den Vorteil durch die Effizienz wieder kaputt. Und selbst wenn Sie den Kühlschrank an jemanden weiterverkaufen, viele Kühlschränke im Umlauf bedeuten oft auch erhöhte Nachfrage und niedrigere Preise. Das wiederum bedeutet, das Kühlschränke im Zweifelsfall schon auf der Mülldeponie landen, bevor sie ihr Potential ausgespielt haben.
Brauche ich wirklich ein größeres Auto? Natürlich, ein großer SUV hat seine Vorteile. Man sollte ihn sich aber nicht selbst als grünes Auto verkaufen - auch bei aller Effizienz.
Muss ich mir auch mit eigener PV-Anlage Gedanken machen? Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert grünen und selbstproduzierten Strom direkt ins Eigenheim. Ausgezeichnet. Allerdings wäre es schade, wenn dieses Wissen zu einem allzu sorglosen Umgang mit Energie führt. Frei nach dem Motto: Die Sonne scheint, ich muss ja nicht mehr auf Strom achten.
Und was tut MVV?
Falls Sie eine Photovoltaikanlage von MVV haben, zeigt Ihnen Ihr persönliches Webportal den Stromverbrauch im Haushalt und die Solarproduktion an. So müssen Sie nicht schätzen, wie viel Strom zum Beispiel die Photovoltaikanlage produziert hat, sondern wissen es ganz genau. Mit Ertragsprognosen für die nächsten 3 Tage hilft Ihnen das System beim Sparen und fördert einen bewussten Umgang. Unser Ziel dabei: Strom selbst produzieren, Strom und Geld sparen und die Umwelt entlasten.