Ausbau der Fernwärme zentraler Baustein der Wärmewende für Mannheim, Baden-Württemberg und Deutschland
MVV investiert mit grüner Fernwärme in die Zukunft der Wärmelösungen - Fernwärme-Spitzenverband AGFW und MVV Energie AG informieren über die Potenziale von Fernwärme
Deutschlandweit ist die Fernwärme eine Schlüsseltechnologie für das Gelingen der Wärmewende. Mannheim hat in diesem Feld bereits beste Startvoraussetzungen. Schließlich kann sich Mannheim und die Region bereits heute auf eines der größten Fernwärmenetze Deutschlands stützen. Aktuell ist 60 Prozent der Wärmenachfrage mit Fernwärme von MVV abgedeckt. In Zukunft soll dieser Anteil auf 75 Prozent wachsen. Am 12. März wurde der Kommunale Wärmeplan der Stadt Mannheim durch den Gemeinderat verabschiedet. Seither liegt damit der Plan vor, wie Mannheim den Transit zur klimaneutralen Wärme bestreiten kann. Dabei wird neben der dezentralen Lösung Wärmepumpe vor allem auf den Ausbau der zentralen Wärmelösung Fernwärme bei gleichzeitiger Vergrünung gesetzt.
Dr. Hansjörg Roll, Vorstand Technik bei MVV Energie AG sowie AGFW-Präsident erläutert: „Die Wärmewende ist ein wesentlicher Hebel für weniger CO2-Emissionen. Noch ist der Gebäudesektor in Deutschland für fast ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich – um die Klimaziele erreichen zu können, darf das nicht so bleiben. Mannheim verfügt über eines der größten Fernwärmenetze Deutschlands und ist bereits heute gut aufgestellt. Dies ist ein besonderer Standortvorteil. MVV ist ein wichtiger Partner der Stadt Mannheim bei der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung und dem Ausbau des Mannheimer Fernwärmenetzes. Bis 2040 sollen 10.000 zusätzliche Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Dafür werden etwa 100 Kilometer neue Leitungen im Boden verlegt.“
In vielen Einzelmaßnahmen arbeitet MVV daran, die Fernwärmeversorgung in der Region Rhein-Neckar bis zum Jahr 2030 vollständig auf klimaneutrale Quellen umzustellen. Schon im Jahr 2020 wurde die Thermische Abfallbehandlung (TAB) an das Fernwärmenetz angeschlossen. Seit 50 Jahren wurde die bei der thermischen Abfallbehandlung anfallende Energie bereits für die Erzeugung von Strom und Ferndampf genutzt. Durch eine höhere Energieeffizienz und die Nutzung von Abwärmepotentialen konnte zusätzlich – bei gleichem Abfallinput – Fernwärme geliefert werden. Damit beträgt die Einspeisung der TAB bis zu 30 Prozent grüner Fernwärme in Mannheim. Um das Unternehmensziel von MVV, #klimapositiv bis 2035, zu erreichen, soll die TAB mit einer CO2-Abscheidung ausgestattet werden, um das bei der Verwertung entstehende CO2 sicher einzuspeichern.
Gleichzeitige Vergrünung mit Fernwärme-Ausbau
Im Oktober des vergangenen Jahres ist in Mannheim am Standort GKM eine der größten Flusswärmepumpen in Europa für MVV in Betrieb gegangen. Sie gewinnt klimaneutrale Wärme für rund 3.500 Haushalte aus dem Rhein. Pro Jahr spart dies etwa 10.000 Tonnen CO2 ein. Als weiterer Schritt wird in Kürze erstmalig die Wärmeeinspeisung in das Fernwärmenetz durch das Biomassekraftwerk auf der Friesenheimer Insel erfolgen. Dafür wurde kürzlich eine für die Fernwärme-Ausspeisung ausgelegte Footprint-Turbine installiert und einen neuen Wärmetauscher an das Fernwärmenetz angebunden. Das Biomassekraftwerk ist spezialisiert auf die Verwertung von Alt- und Restholz. Auch die Tiefengeothermie wird die Vergrünung der Fernwärme stützen. Aufgrund der guten geologischen Voraussetzungen im Oberrheingraben herrscht in der Region besonders großes Potential für die Technologie. Das Ziel des Joint Ventures „Geohardt“, dass MVV zusammen mit EnBW betreibt, ist die Entwicklung und der Betrieb mehrerer Geothermie-Heizwerke zur Einspeisung von grüner Wärme in das regionale Fernwärmeversorgungsnetz
„Der zweite Pfeiler neben dem Ausbau ist die Vergrünung der Fernwärme. 2030 werden wir die Fernwärme vollständig vergrünt haben. Danach werden alle angeschlossenen Haushalte mit 100 Prozent grüner Fernwärme beliefert. Durch die Streuung der Technologien vermeiden wir bei der Vergrünung der Fernwärme strukturelle Abhängigkeiten von einzelnen Erzeugungstechnologien. Damit bleibt die Fernwärmeversorgung auch durch den gesamten Transformationsprozess sicher“, fährt Dr. Roll fort.
Stabiler Förderrahmen nötig, damit Wärmewende gelingen kann
Der Fernwärme-Spitzenverband AGFW wirbt für mehr politische und gesellschaftliche Unterstützung, damit Deutschland seine Klimaziele erreichen kann.
Dazu erklärt AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch: „An positiven Beispielen wie Mannheim sehen wir, was Dank des großen Engagements der Fernwärmeversorger möglich ist. Auch die hohe Kundenzufriedenheit ist ein wichtiger Gradmesser. Von der Politik erwarten wir, dass sie die millionenschweren Investitionen der Unternehmen mit einer geeigneten Förderkulisse unterstützt. Die Bundesregierung hat die Potenziale der Fernwärme zwar erkannt, agiert aber noch zu zögerlich, was ihre langfristige Förderung angeht. Dabei steht die Branche vor immensen Herausforderungen. Unsere Unternehmen sorgen für Versorgungssicherheit, und das auch in Krisenzeiten wie dem Ukraine-Krieg und seinen Auswirkungen auf die Energiemärkte. Gleichzeitig investieren sie Jahr für Jahr hohe Summen, um durch die Nutzung erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Außerdem sollen pro Jahr 100.000 neue Gebäude an ein Wärmenetz angeschlossen werden, das ist das erklärte Ziel der Bundesregierung. Um all diese Herausforderungen schaffen zu können, benötigen die Unternehmen stabile finanzielle Rahmenbedingungen. Wir setzen uns deshalb gemeinsam mit unseren bundesweit mehr als 700 Mitgliedsunternehmen dafür ein, dass endlich die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) auf eine solide Grundlage gestellt und das Fördervolumen deutlich erhöht wird. Statt der vorgesehenen drei Milliarden Euro bis zum Jahr 2026 benötigen wir mindestens drei Milliarden Euro jährlich, und eine Verlängerung des Programms bis mindestens 2030, wenn diese ambitionierten Ziele erreicht werden sollen.“