Wärme richtig dosiert
Heizkennlinie: Wie stellt man seine Heizkurve richtig ein?
Sie wollen Energie sparen, die Heizkosten senken und trotzdem behagliche Wärme in Ihren Wohnräumen genießen? Dann lohnt sich der Blick auf die Heizkurve Ihrer Heizungsanlage. Sie ist der Schlüssel, um Komfort und Sparsamkeit zu kombinieren.
Was ist die Heizkurve?
Die Heizkurve (oder auch Heizkennlinie) ist praktisch das Programm, nach dem eine witterungsgeführte Heizungsanlage die Temperatur regelt. Witterungsgeführt bedeutet, dass die Vorlauftemperatur abhängig von der Außentemperatur eingestellt wird. Bei modernen Brennwert-Kesseln ist das der Regelfall. Konkret weist dabei die Heizkurve jeder Außentemperatur einen definierten Wert der Vorlauftemperatur zu. Mit dem Ziel, bei wechselnden Außentemperaturen in allen Räumen die gewünschte Temperatur zu erreichen – ohne dabei Energie zu verschwenden. An der Heizkurve lässt sich also auch ablesen, wie sparsam ein Gebäude ist und wo unter Umständen noch Einsparpotenzial liegt.
Wie sieht eine ideale Heizkurve aus?
Visuell lässt sich die Heizkurve am einfachsten in Form eines Diagramms darstellen, das zwei Achsen hat. Die vertikale Achse definiert die Vorlauftemperatur, die horizontale Achse die Außentemperatur (siehe Beispielgrafik).
Eine steil ansteigende Kurve bedeutet, dass bereits bei moderaten Außentemperaturen eine hohe Vorlauftemperatur erreicht wird. Der Kessel muss also recht früh eine hohe Heizleistung bereitstellen, um die Räume angemessen zu erwärmen. Logischerweise wird dabei mehr Energie verbraucht.
Eine flache Kurve signalisiert demgegenüber, dass die Heizung schon bei einer niedrigeren Vorlauftemperatur für ausreichende Wärme in den Räumen sorgt. Dadurch wird Energie gespart. Und wenn Energie gespart wird, sinken auch die Energiekosten.
Insofern muss das Ziel immer darin bestehen, eine flache Heizkurve auf einem niedrigen Niveau zu erreichen. Die Herausforderung dabei: Die Heizkurve so zu justieren, dass die Sparziele nicht zu Lasten der Wohnkomforts gehen. Niemand soll frieren müssen. Deshalb entscheidet auch der energetische Zustand des Gebäudes – neben Außen- und Vorlauftemperatur – über den Verlauf der Heizkurve. Häuser, die nur geringe Wärmeverluste zulassen, haben gute Voraussetzungen für eine energiesparende Heizkurve. Im Gegensatz zu Altbauten mit unzureichender Dämmung.
Wo stelle ich die Heizkurve ein?
Witterungsgeführte Heizungsregelungen bieten üblicherweise die Möglichkeit, die Heizkurve auch nach der Installation an die individuellen Wünsche oder die besonderen Gebäudespezifika anzupassen. Anlässe dazu gibt es immer wieder. Beispiel: Sie haben neue Fenster eingebaut. Die dadurch entstandene bessere Dämmung ist ein guter Grund, die Heizkurve nachzujustieren. Für technik-affine Hobbyhandwerker ist das kein Problem, sofern sie der entsprechenden Bedienungsanleitung genügend Aufmerksamkeit gewidmet haben. Über das digitale Display der Heizungsanlage können Sie auf die entsprechende Menüpunkte zugreifen: „Neigung“ und „Niveau“. Diese beiden Parameter verändern die Heizkurve.
Über „Neigung“ verstellen Sie den Anstieg der Kurve (steiler oder flacher), über „Niveau“ können Sie die Kurve als Ganzes anheben oder absenken. Man nennt dies Parallelverschiebung.
Ob nun Profi oder Amateur, in jedem Fall müssen Sie sich nach der „Try-and-Error“-Methode an das bestmögliche Ergebnis heranarbeiten. Dazu hilft es ein entsprechendes Protokoll zu führen, dass die veränderten Einstellungen und das jeweils erzielte Ergebnis festhält. Wichtig dabei: Damit Ihre Versuchsreihe nicht zu einem verwaschenen Resultat kommt, sollten die Einstellungen der Thermostate an den Heizkörpern während des „Experiments“ unangetastet bleiben.
Praxistipps zum Einstellen der Heizkurve
Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Wohnräume konstant zu kühl sind, wäre es sinnvoll, das Niveau der Heizkurve insgesamt ein Stück anzuheben. Sie verändern also den Parameter „Niveau“ schrittweise nach oben.
Sollte umgekehrt der Eindruck vorherrschen, dass es stets zu warm in den Zimmern ist, gehen Sie den umgekehrten Weg und senken das Niveau der Heizkurve ab.
Falls gerade im Winter die Heizleistung ungenügend ist, stellen Sie die Heizkurve steiler ein. Sie bewegen diesmal also den Parameter „Neigung“.
Wird in den Übergangszeiten (Frühling/Herbst) die Zimmertemperatur als zu niedrig empfunden, können Sie mit beiden „Stellschrauben“ arbeiten: einerseits das Niveau der Heizkurve insgesamt anheben, andererseits die Neigung der Kurve flacher einstellen. Die beste Zeit zum Justieren der Heizkurve ist generell die kalte Jahreszeit, wenn die Außentemperaturen unter 5° C liegen. Dann sind die Veränderungen besser nachzuvollziehen.
Anlässe, die Heizkurve zu checken
Energetische Sanierungsmaßnahmen, egal welchen Ausmaßes, sind immer ein Anlass, die Heizkurve in den Blick zu nehmen. Denn mit jeder Dämmungsmaßnahme (Dach, Fassade, Fenster) verändert sich das „Wärmeverhalten“ Ihres Hauses.
Sollten Sie gerade die Möglichkeiten sondieren, auf eine Wärmepumpe als Heizungsanlage umzustellen, ist es ebenso vorteilhaft, die aktuelle Heizkurve zu kennen. Eine Wärmepumpe funktioniert effizienter, wenn keine hohen Vorlauftemperaturen erforderlich sind. Erreichen Sie in Ihrem Haus schon mit 55°C Vorlauftemperatur eine angenehme Wärme, könnte eine Wärmepumpe gut in Ihr Zukunftskonzept passen.
Fazit
Es macht Sinn, sich immer wieder mit der Heizkurve zu beschäftigen. Sie ist ein wichtiges Instrument, um Energie zu sparen, ohne auf Wohnkomfort zu verzichten. Die Heizkurve sagt Ihnen, wie Ihr Haus wärmetechnisch „tickt“, wo Sparpotenzial vorhanden ist und ob es akute Defizite gibt. Gemeinsam mit Ihrem Heizungsspezialisten vor Ort lässt sich dann eine optimale Lösung finden.