Gepostet am: 27. Februar 2025
6 Min

Schimmel an der Wand

Neue Fenster, neues Problem? Schimmelbildung nach Fenstersanierung!

Bei Bestandsgebäuden älteren Baujahres die Fenster auszutauschen, ist ein richtiger Schritt zu mehr Energieeffizienz. Nicht selten hat diese Maßnahme aber einen unerwünschten Nebeneffekt: Es bildet sich Schimmel an den Wänden. Warum eigentlich?

Was neue Fenster mit sich bringen

Neue Fenster bringen viele Vorteile mit sich: der niedrige Wärmedurchgangs-koeffizient und ein hoher Abdichtungsgrad sorgen für optimalen Wärmeschutz, weniger Energieverbrauch und zusätzlichen Schallschutz. Neue Fenster in älteren Gebäuden verändern allerdings auch die klimatischen Bedingungen in den Räumen. Die alten Fenster, einfach verglast, waren bisher der kälteste Ort im Raum. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit sammelte sich das Kondenswasser einfach am Fensterglas. Mit neuen isolierten Fenstern ändert sich das.

Die Kältezone wandert: vom Fenster zur Wand

Bleiben wir bei dem Fall, der häufig vorkommt. Das Bestandsgebäude hat neue Fenster bekommen, sonstige Sanierungsmaßnahmen haben aber noch nicht stattgefunden. Die Außenwände sind im typischen 70er-Jahre-Stil so gut wie nicht gedämmt.

Mit den neuen Fenstern verschiebt sich jetzt der Kältepunkt vom Fenster auf die ungedämmten Wände, bzw. auf besonders geeignete Wärmebrücken wie Fenstereinfassungen oder die Raumecken. Wenn jetzt die relative Feuchtigkeit in den Räumen steigt, wird sie sich genau an diesen Stellen niederlassen. Es entsteht dort ein Biotop für die Entstehung von Schimmel.

Nur: Warum sollte die relative Luftfeuchtigkeit eigentlich steigen? Und kann konsequentes Lüften helfen?

Ist Lüften die Lösung?

Bestenfalls ist Lüften ein Teil der Lösung. Regelmäßiges Stoß- oder Querlüften hilft, verbrauchte (und feuchtere) Raumluft durch frische Außenluft zu ersetzen. Da die neuen, hochdichten Fenster jetzt keine „unterschwellige“ Zugluft mehr ermöglichen, muss man diesen Vorgang aktiv herbeiführen. Die in manchen Foren geäußerte Idee, stattdessen weniger gute Fenster einzubauen oder deren Dichtigkeit mit „Gewalt“ zu verschlechtern, macht allerdings keinen Sinn. Erstens, weil es die Sinnhaftigkeit der ganzen Sanierung in Frage stellt. Und zweitens, weil es am eigentlichen Problem vorbeigeht.

Ist die Temperatur das eigentliche Problem?

Die Sanierungsmaßnahme mit neuen Fenstern zielt darauf ab, weniger Energie zu verbrauchen und dadurch auch Kosten zu sparen. Da jetzt nicht mehr gegen „windige“ Fenster angeheizt werden muss, kann man die Zimmertemperatur nun um ein bis zwei Grad niedriger einstellen und hat trotzdem ein angenehmes Wärmegefühl. Jetzt kommt allerdings die Bauphysik ins Spiel. Jedes Grad Temperatur, dass sich ändert, verändert auch den sogenannten „Taupunkt“. Das ist der Punkt, an dem die relative Luftfeuchtigkeit bei 100 % liegt – und Feuchtigkeit kondensiert. Stellt man nun die Heizung von 23° C auf 21° C zurück, ist die Raumluft viel schneller mit Feuchtigkeit gesättigt als zuvor. Weil kühlere Luft einfach weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann.

So kann sich das Szenario zu einer Kettenreaktion entwickeln: Dichte Fenster führen zu niedrigeren Raumtemperaturen, die höher Luftfeuchtigkeit produzieren, die sich dann an den nunmehr kältesten Stellen des Raumes niederschlägt, den Wänden. Was hilft nun wirklich?

Konsequent wäre es, die Sanierungsmaßnahmen nicht auf die Fenster zu beschränken.

Außenwände nicht außen vorlassen

Fenster, Wände, Raumklima, alles ist miteinander „vernetzt“. Verändert man einen Aspekt, hat das Auswirkungen auf einen anderen. Der logischste Gedanke besteht also darin, mit den Fenstern auch eine Dämmung der Außenwände zu prüfen. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten (siehe auch unseren Beitrag „Energetisches Sanieren: Fassade“). Dadurch würde sich die Temperatur auf der Innenseite der Außenwand erhöhen und an die neuen Wärmequalität der Fenster anpassen. Der Schimmelbildung wird somit der Nährboden weitestgehend entzogen.

Auch eine Option: die Lüftungsanlage

Falls eine energetische Sanierung der Außenwände wirtschaftlich nicht vertretbar ist, bleibt als Lösungsmöglichkeit noch der Einbau einer Lüftungsanlage. Eine automatisierte Lüftungsanlage kann dabei nicht nur das Schimmelrisiko signifikant reduzieren, sondern auch einen Beitrag zum Heizkostensparen leisten: In der Regel verfügen diese Anlagen über eine sehr nützliche Wärmerückgewinnungs-Funktion. Mithilfe eines Wärmetauschers wird die Wärme der Abluft genutzt, um die einströmende Frischluft vorzuwärmen. Und das spart richtig Energie. Insofern bietet die Option Lüftungsanlage einen doppelten Vorteil. Genau wie das Denken in Zusammenhängen. Wenn Sie Ihre energetischen Pläne zu einem Konzept, z.b. in Form eines individuellen Sanierungsfahrplans (isfp) ausbauen, wächst auch die Chance, mit staatlichen Fördermitteln Ihre Investitionen gezielt zu begrenzen.

Fazit

Neue Fenster sind eine wichtige und richtige Maßnahme, die ihr volles Sparpotenzial aber erst dann ausspielt, wenn man sie nicht isoliert betrachtet. Wer die bauphysikalischen Zusammenhänge beachtet und ein Stück konzeptioneller plant, kann auch mehr Nutzen ernten. In dem Kontext wiederholen wir gerne unsere Empfehlung, bei Sanierungsmaßnahmen eine professionellen Energieberatung mit einzubeziehen. Sie kann dann auch den Weg zu Fördermitteln einfach und wirkungsvoll gestalten.

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