Gepostet am: 20. Juli 2023
10 Min

Wegweiser im Energiespardschungel

Energieberatung – lohnt sich das?

Abkehr von fossilen Brennstoffen, korrekte Beantragung von Fördermitteln für energetische Sanierungen und immer neue Forderungen der Politik nach nachhaltigen Heizsystemen – vielen Hausbesitzern wird es dieser Tage ganz schwummrig, wenn sie darauf blicken, was in absehbarer Zeit alles auf sie zukommen könnte. Für Käufer eines Ein- oder Zweifamilienhauses oder vor umfangreichen Sanierungsmaßnahmen ist eine (kostenlose) Energieberatung nach dem Gebäudeenergiegesetz sogar Pflicht – doch hierbei handelt es sich um ein einfaches Beratungsgespräch ohne weitere Leistungen. Eine umfassendere Energieberatung ist weitaus aufwendiger und somit auch kostenpflichtig. Ob sich diese Ausgabe lohnt und worauf Sie dabei achten sollten, lesen Sie hier.

1. Was passiert bei einer Energieberatung?

Bei einer Energieberatung berät Sie ein neutral, zertifizierter Energieberater dazu, wie Sie den Energieverbrauch Ihres Gebäudes senken und so zum Beispiel Heizkosten sparen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Maßnahmen nicht nur technisch umsetzbar, sondern auch wirtschaftlich rentabel sind.

2. Wie finde ich die richtige Person für eine Energieberatung?

„Energieberater für Energieeffizienz“ oder „Energieberater“ ist kein geschützter Begriff. Wer jedoch für seine Sanierungsmaßnahmen auf einen zinsvergünstigten Kredit der KfW (Kreditbank für Wiederaufbau) oder Zuschüsse von der Bundesförderung für Energieberatung für Wohngebäude (EBW) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hofft oder auch die Beratungskosten selbst um bis zu 80 % reduzieren möchte, sollte ausschließlich mit Energieeffizienz-Fachkräften zusammenarbeiten, die von diesen Stellen anerkannt sind. Die zur Beantragung von Fördermitteln zugelassenen Fachkräfte werden bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) in einer Datenbank geführt. Hier finden sich über 13.000 Fachleute aus ganz Deutschland, darunter auch Experten für Spezialfälle wie z. B. denkmalgeschützte Immobilien oder Gewerbeimmobilien.

3. Wie genau läuft eine Energieberatung ab?

Bei einer Energieberatung wird zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht. Wie ist der energetische Ist-Zustand Ihrer Immobilie? Dabei wird nicht nur die bestehende Heizungsanlage einbezogen, sondern auch die vorhandene Dämmung der Außenhülle, der Zustand der Fenster und viele andere Faktoren. Auf Grundlage dieser Bestandsaufnahme erstellt der von Ihnen beauftragte Energieberater für Energieeffizienz dann Vorschläge zur Verbesserung und überschlägt auch gleich die durch diese Umbauten entstehenden Kosten.

Haben Sie sich für bestimmte Maßnahmen entschieden, beginnt die Detailplanung. Auch hierbei kann Sie der Energieberater unterstützen, z. B., indem er Angebote, die Sie bei den Fachgewerken einholen, überprüft.

Da es für viele energetische Sanierungsmaßnahmen attraktive Förderungen gibt, ist die vielleicht wichtigste und für Sie lohnendste Aufgabe eines Energieberaters für Energieeffizienz, Ihnen offenzulegen, welche Förderungen für Sie erhältlich sind und ggf. auch die Anträge für Sie einzureichen bzw. Sie zumindest bei deren Stellung zu unterstützen. Ganz wichtig: Alle Förderanträge müssen eingereicht werden, bevor Sie mit den Sanierungsmaßnahmen beginnen. Auch die Beratung selbst ist förderfähig, d.h. es wird ein Anteil der Beratungskosten übernommen.

Ist alles geplant, übernimmt Ihr Energieberater auch die Baubegleitung. Hierbei achtet er darauf, dass die Maßnahmen ordentlich ausgeführt und dabei keine Bauschäden verursacht werden. Sollte es zu Mängeln kommen, kann er auch bei der Einforderung von Nachbesserungen helfen.

4. Was kostet eine Energieberatung?

Die Kosten für eine eingehende Energieberatung hängen natürlich vom Umfang der Beratung und den Gegebenheiten des Gebäudes ab. Für Ein- und Zweifamilienhäuser liegen sie durchschnittlich bei 1.200 Euro. Die gute Nachricht: Sowohl KfW als auch BAFA fördern auch die Energieberatung selbst. Das Geld hierfür erhält in diesem Fall nicht der Beratene, sondern der von diesen Stellen zugelassene Energieberater für Energieeffizienz, der den Antrag einreicht und dann eine um bis zu 80 % reduzierte Rechnung an Sie stellt.

 

5. Der individuelle Sanierungsfahrplan: eine Hilfe bei der Schritt-für-Schritt-Sanierung

Der individuelle Sanierungsfahrplan, kurz iSFP, ist eine andere und ausführlichere Variante zum herkömmlichen Beratungsbericht. Hier werden alle Ergebnisse der Energieberatung übersichtlich und anschaulich dargestellt und Handlungsempfehlungen zur Umsetzung abgeleitet. Somit ist der Fahrplan eine wertvolle Hilfe bei der Schritt-für-Schritt-Sanierung, denn gerade bei älteren Gebäuden weiß man oft ja gar nicht, wo man am besten anfangen soll. Meist können auch nicht alle Maßnahmen sofort umgesetzt werden, müssen aber bereits mitgedacht werden, denn wer z. B. zuerst die Heizung erneuert und dann erst das Dach dämmt, hat unter Umständen später eine Heizungsanlage, die für die schlechtere Dämmung ausgelegt und somit überdimensioniert ist –was unnötige Kosten verursacht.

Der iSFP eignet sich als Leitlinie für die Gesamtsanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern genauso wie für Mehrfamilienhäuser. Da er in der Erstellung aufwändiger ist, sind die Kosten dafür in der Regel auch höher und fallen je nach Energieberater unterschiedlich aus. Die gute Nachricht: Da 80 % der Kosten vom Staat gefördert werden, beträgt der Auftraggeber Anteil nur noch 20 Prozent, im Schnitt zwischen 300 und 900 Euro. Der maximal mögliche Zuschuss für die Erstellung des iSFP liegt für Ein- und Zweifamilienhäuser bei 1.300 Euro und für größere Wohngebäude bei 1.700 Euro

Besonders hilfreich bei der Planung: Während es bei einer herkömmlichen Energieberatung hauptsächlich um die energetisch beste Lösung geht, berücksichtigt der iSFP auch die finanziell günstigsten Varianten. Natürlich gehört es auch hier zur Aufgabe des Energieberaters, auf mögliche Fördermittel für die Sanierungsmaßnahmen hinzuweisen und die Maßnahmen förderfähig darzustellen. Ein weiterer Vorteil des iSFP ist der Sonderbonus: Wenn Sie mit einem Sanierungsfahrplan arbeiten, erhalten Sie für jede umgesetzte förderfähige Maßnahme automatisch 5 Prozent mehr Förderung, sofern Sie die Maßnahme innerhalb von 15 Jahren nach Erstellung des iSFP umsetzen. Allerdings gibt es den iSFP-Bonus derzeit nur noch für die Sanierung der Gebäudehülle, der Anlagentechnik und für die Heizungsoptimierung. Der Heizungstausch wird nur noch bezuschusst, wenn die neue Heizungsanlage nicht mit fossilen Energieträgern betrieben wird.

Ein weiteres Plus: Sie sind nicht verpflichtet, die im iSFP vorgeschlagenen Maßnahmen auch umzusetzen. Mit dem iSFP können Sie sich also ganz unverbindlich einen detaillierten Überblick verschaffen, welche Reihenfolge für die nötigen Sanierungsmaßnahmen die beste und auch finanziell günstigste wäre.

 

6. Attraktive und kostengünstige Alternative: Die Energieberatung der Verbraucherzentralen

Wollen Sie sich erst einmal einen Überblick verschaffen und nicht gleich in hohe Kosten stürzen, ist das Angebot der deutschen Verbraucherzentrale für Sie interessant. Per Telefon, online und in den Beratungsstellen können Sie qualifizierten Energieeffizienz-Fachkräften kostenlos individuelle Fragen zu energetischen Sanierungsmaßnahmen stellen. Soll ein Energieberater der Verbraucherzentrale zu Ihnen nach Hause kommen, um sich ein Bild von der Ist-Situation zu machen, kostet das dank der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nur 30 Euro. Auch für die im Jahr 2020 eingeführte einfache und einmalige Pflichtberatung nach dem Kauf einer Immobilie oder vor einer umfangreichen Sanierung sind die Verbraucherzentralen eine gute Anlaufstelle, da sie diese Beratung kostenlos anbieten. Übrigens: Über 95 % der Beratenen sind mit der Qualität der Beratung zufrieden. Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln gibt es bei diesem Service allerdings nicht.

Fazit

Welche Heizungsart ist für meine Immobilie die kostengünstigste und nachhaltigste? Wo bekomme ich Fördermittel für die von mir geplanten Sanierungsmaßnahmen? Passen von mir geplante energetische Maßnahmen sinnvoll zusammen? Wer sich all diese Fragen selbst beantworten möchte, kann tagelang im Internet recherchieren, bis der Kopf raucht, auf einzelne, neutrale Handwerksfirmen vertrauen – oder einen unabhängigen Energieberater aus der Datenbank für Energieeffizienz-Experten beauftragen.

Angesichts der durch die Beratungsförderung relativ überschaubaren, dreistelligen Kosten ist dies eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt, wenn Sie größere energetische Sanierungsmaßnahmen planen, auf ein neues Heizsystem umstellen wollen oder über die Anschaffung einer Solaranlage nachdenken.

Wollen Sie eher an kleineren Stellschrauben drehen oder sich erst einmal einen Überblick verschaffen, ob in den kommenden Jahren eventuell per Gesetz Maßnahmen auf Sie zukommen könnten, sind Sie mit einer kostenlosen bzw. stark vergünstigten Energieberatung durch die Verbraucherzentralen gut bedient. Auch hier sind qualifizierte Fachkräfte Ihre Ansprechpartner, die bei Bedarf für kleines Geld sogar zu Ihnen nach Hause kommen.

Artikel teilen: