Unternehmenskonsortium stellt mit Wind-Wasserstoffprojekt Weichen für Energiezukunft im Salzlandkreis
In der Energieregion Staßfurt wird derzeit ein Zukunftsprojekt der Energiewende realisiert, welches gerade für den ländlichen Raum Modellcharakter hat: Gemeinsam schaffen das Mannheimer Energieunternehmen MVV mit seinen Töchtern JUWI und MVV Umwelt, die Stadtwerke Staßfurt GmbH und die Energie Mittelsachsen GmbH eine Kombination aus Windenergie, Wasserstoffproduktion und grüner Mobilität. Am 28. Mai besuchten Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann und Landrat Markus Bauer die Baustelle, auf der im ersten Bauabschnitt das Umspannwerk für den Windpark entsteht. In den kommenden zwei Jahren wird die JUWI GmbH einen Windpark mit fünf Vestas V162-Anlagen und einer Gesamtleistung von 30 Megawatt und die MVV Umwelt zusammen mit den Stadtwerken Staßfurt und der Energie Mittelsachsen einen Elektrolyseur mit einer Leistung von zunächst einem Megawatt errichten. Der grüne Wasserstoff soll vor allem zur Dekarbonisierung des regionalen Bus- und Entsorgungsverkehrs sowie des überregionalen Schwerlastverkehrs eingesetzt werden.
Staßfurt/Wörrstadt/Mannheim, 28. Mai 2024
Es ist eines der ersten Windenergie-Wasserstoffprojekte in Sachsen-Anhalt, das in die Umsetzung geht: Nach rund sechsjähriger Entwicklungsphase läuteten Professor Dr. Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, und der Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer, sowie Vertreter der beteiligten Unternehmen die Bauphase ein. Mit dem Bau des Umspannwerks wird ein erster wichtiger Meilenstein erreicht. In rund zwei Jahren soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein und die ersten Wasserstoff-Fahrzeuge aus der Region mit grünem Wasserstoff aus der Region fahren.
„Die Energieregion Staßfurt zählt zu den Leuchtturmprojekten beim Aufbau der klimaneutralen Wasserstoffwirtschaft in Sachsen-Anhalt,“ erklärte Willingmann. „Das Gemeinschaftsprojekt stellt unter Beweis, welche Entwicklungspotenziale auch im ländlichen Raum vorhanden sind. Wir werden den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft auch seitens des Energieministeriums weiter konsequent vorantreiben. Bis 2045 könnten in dieser Zukunftsbranche allein in Sachsen-Anhalt mehr als 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Hierfür gilt es, jetzt die Weichen zu stellen. Die Energieregion Staßfurt zählt hierbei zu den Vorreitern.“
Der Salzlandkreis hat das Projekt von Anfang an begleitet. „Das Projekt ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Region zwischen Magdeburg und Halle, zu der wir uns nicht zuletzt mit der Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030 bekannt haben“, so Landrat Markus Bauer. Er zeigt sich überzeugt, dass die gesamte Region als attraktiver Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort von diesem innovativen Projekt auf Grundlage des Erneuerbare Energien Gesetzes profitieren wird. „Hier steckt sehr viel Entwicklungspotenzial drin.“ Er verweist auf den beispielhaften Ansatz: Energie aus der Region – für die Region. Demnach kann sich der Salzlandkreis vorstellen, künftig gewonnenen grünen Wasserstoff in der Mobilität – also in Bussen oder Pressmüllfahrzeugen des Kreiswirtschaftsbetriebs – einzusetzen. Hierzu kann auch das bundesweite Wasserstoffkernnetz einen großen Beitrag leisten, das in unmittelbarer Nähe durch den Salzlandkreis verläuft. Der Landrat dankte allen Beteiligten für die bisherige Zusammenarbeit. Dass man sich mit einer solchen Idee befasst, liegt seiner Aussage nach an der für den Transport des Wasserstoffs vorhandenen Infrastruktur sowie an Akteuren, die ihre Region mit innovativen Ideen voranbringen wollen.
Bis August soll das Umspannwerk fertiggestellt werden. Darüber wird der Strom aus dem Windpark von einer mittleren Spannungsebene, hier 33kV, auf Hochspannungsebene transformiert. Im Spätherbst 2024 wird JUWI dann in Förderstedt mit dem Bau von fünf Windenergie-Anlagen der Sechs-Megawatt-Klasse beginnen. Bis September 2025 sollen diese dann sukzessive in Betrieb gehen. Der Elektrolyseur wird vom Konsortium bestehend aus MVV Umwelt, Stadtwerken Staßfurt und Energie Mittelsachsen in Staßfurt in unmittelbarer Nähe zum Windpark errichtet werden. Er wird ausschließlich mit Strom aus dem Windpark Förderstedt betrieben. Mit den kalkulierten 7.000 Betriebsstunden können rund 130 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produziert werden. Damit können rechnerisch bis zu 20 Wasserstofffahrzeuge über das ganze Jahr betrieben werden.
„Es ist ein wichtiges Signal, dass wir mit diesem Zukunftsprojekt jetzt in die Umsetzungsphase gehen. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren eine Reihe weiterer sektorübergreifender Projekte in die Umsetzung bringen werden“, sagt JUWI-CEO Carsten Bovenschen.
Der grüne Wasserstoff wird über eine umgewidmete Erdgasleitung ins knapp 2,5 Kilometer entfernte Brumby transportiert, wo an der Autobahn A14 eine öffentliche Wasserstofftankstelle entstehen wird. „Uns regionalen Energieversorgern im Konsortium war seit Beginn des Projekts wichtig, den regionalen Fokus und somit Mehrwert des Vorhabens zu betonen. Nur mit starker Teilhabe können solche innovativen Projekte eine Vor-Ort-Akzeptanz finden und mittelfristig erfolgreich sein“, erklärt Eugen Keller, Geschäftsführer Stadtwerke Staßfurt.
Ein Teil des erzeugten Wasserstoffs soll zudem ins Erdgasnetz der Energie Mittelsachsen eingespeist werden und dient damit der Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energien.
Das Projekt wurde unter dem Namen Energieregion Staßfurt im Jahr 2018 gestartet. Inzwischen wurde der Projektfokus erweitert, das Projekt firmiert unter dem Namen Energieregion Staßfurt – H2-Region Salzlandkreis. Beteiligt sind das Mannheimer Energieunternehmen MVV mit ihren Tochterunternehmen MVV Umwelt und JUWI, die Stadtwerke Staßfurt und die Energie Mittelsachsen. Unterstützt wird es zudem durch den Salzlandkreis und die Stadt Staßfurt. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt durch das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg und das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme, Magdeburg.