MVV weiter voll auf Kurs
Mannheimer Energieunternehmen steigert Ergebnis im vierten Jahr in Folge – Operatives Ergebnis steigt um zwei Prozent auf 228 Millionen Euro
Investitionen in Höhe von insgesamt 290 Millionen Euro – Verlässlicher Fahrplan für Kohleausstieg und weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien gefordert – MVV-Chef Dr. Georg Müller: „Klimaschutz ist ohne Alternative.“
Das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie AG (WKN: A0H52F, ISIN: DE000A0H52F5) konnte sein Jahresergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 (1. Oktober 2017 – 30. September 2018) bereits zum vierten Mal in Folge steigern. Nach den Worten des MVV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Georg Müller zahlt sich damit die konsequente Ausrichtung des Unternehmens auf die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende aus. Die Unternehmensgruppe werde auch in den kommenden Jahren in den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, die Stärkung der Energieeffizienz durch die umweltfreundliche Fernwärme und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle investieren, betonte Dr. Müller am Dienstag auf der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens in Frankfurt: „Die Aufgaben der Energiewende, die vor uns liegen, sind anspruchsvoll, und das Umfeld bleibt dynamisch. Wir sind davon überzeugt, dass wir strategisch richtig aufgestellt sind, um den Wandel als Chance zu nutzen und mit der Energiewende langfristig wachsen zu können.“
Auch im zurückliegenden Geschäftsjahr 2018 hat das Unternehmen seine eigene Zielvorgabe vom Jahresbeginn erneut erreicht. So liegt das operative Ergebnis (Adjusted EBIT) im Geschäfts-jahr 2018 mit einem Plus von zwei Prozent auf 228 Millionen Euro leicht über dem Vorjahr. Die Umsatzerlöse von über 3,9 Milliarden Euro sind nahezu wieder auf dem hohen Niveau der letzten Vorjahre. Unter dem Strich hat MVV den bereinigten Jahresüberschuss nach Fremdanteilen mit 94 Millionen im Vergleich zum Vorjahr um eine Million Euro gesteigert.
Positiv haben sich auf das Unternehmensergebnis insbesondere die gute Entwicklung des Umweltgeschäfts, höhere Erlöse aus den eigenen Windkraftanlagen sowie Erfolge bei der Kosteneffizienz ausgewirkt. Dadurch konnte die Unternehmensgruppe witterungsbedingte Einbußen aufgrund des milderen Winters und den regulierungsbedingten Rückgang der Netzentgelte mehr als ausgleichen. Weitgehend ohne Auswirkungen auf das Adjusted EBIT blieben im abgelaufenen Geschäftsjahr hingegen gegenläufige Einmaleffekte. Der geringfügige Umsatzrückgang ist neben der milderen Witterung vor allem auf niedrigere Handelsmengen im Strom- und Gasbereich aufgrund der Marktentwicklung zurückzuführen.
Beim Blick auf die weitere Zukunft des eigenen Geschäfts verweist das Unternehmen auf eine insgesamt zunehmende Volatilität der Ergebnisentwicklung innerhalb des Konzerns. Die Energiewende fordere eine höhere Flexibilität sowie eine aktive Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit, verbunden mit einer ausgeprägten Kunden- und Projektorientierung. Dr. Müller: „Auch das gehört zu dem neuen Umfeld, mit dem wir umgehen müssen.“
Das gelte nicht nur für die Projektentwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien, wo die Privilegierung von bestimmen Projektkategorien bei den Ausschreibungen im Jahr 2017 zu einem weitgehenden Ausbauabriss geführt hat. MVV begrüßt daher, dass diese Privilegierung seit Frühjahr 2018 ausgesetzt ist und alle Windprojekte, die an einer Ausschreibung teilnehmen wollen, wieder über eine Genehmigung verfügen müssen. Damit werde die Chancengleichheit für alle Marktteilnehmer wieder hergestellt.
Insgesamt haben die MVV-Projektentwicklungsgesellschaften Juwi und Windwärts in den folgenden Ausschreibungsrunden 2018 für 13 Wind-Onshore-Projekte und fünf Photovoltaik-Freiflächenanlagen einen Zuschlag erhalten. Dr. Müller: „Mit diesen Erfolgen stellen wir unter Beweis, dass wir unter fairen Wettbewerbsbedingungen im neuen Ausschreibungssystem für erneuerbare Energien erfolgreich und konkurrenzfähig sind.“ Die Projektentwicklung erneuerbarer Energien bleibe daher auch in Zukunft ein wichtiges strategisches Standbein der MVV Gruppe. Das Unternehmen kündigte an, in den nächsten Wochen die eigene Beteiligung an der Juwi AG auf 100 Prozent zu erhöhen.
Verlässlicher Fahrplan für Kohleausstieg
Mit Blick auf die aktuelle energiepolitische Diskussion um den Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung forderte der MVV-Chef rasches Handeln und einen verlässlichen Fahrplan: „Klimaschutz ist ohne Alternative und hat keine Zeit mehr.“ Dr. Müller sprach sich daher für eine wirksame Reduzierung der Treibhausgasemissionen aus. Dabei gebiete es die ökonomische Vernunft und die ökologische Verantwortung, auch in der Energiewirtschaft Kohlendioxid zunächst da zu vermeiden, wo es am leichtesten geht. Das gelte an allererster Stelle für rein stromerzeugende Kraftwerke – und hier Braunkohle vor Steinkohle.
Als Grundvoraussetzung eines Kohleausstiegs bezeichnete der MVV-Vorstandsvorsitzende den weiteren und forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien: „Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen und keinen neuen Kernkraftwerke bauen wollen, dann ist das Pendant zum Kohleausstieg der forcierte Ausbau der erneuerbaren Energien.“
Beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien
Entsprechend forderte Dr. Müller eine deutliche Beschleunigung, um das von der Bundesregierung selbst gesteckte Ziel, bis 2030 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 65 Prozent zu steigern, erreichen zu können. Dabei komme in Deutschland der Windkraft an Land als wichtigster Säule der Energiewende weiterhin eine zentrale Bedeutung zu. Über eine Regionalquote müsse sie dort ausgebaut werden, wo die Stromnachfrage am größten ist – also auch in Süddeutschland. Eine solche intelligente, regionale Steuerung entlaste zudem die Stromnetze und senke den Netzausbaubedarf.
MVV selbst hat die eigene installierte Leistung erneuerbarer Energien im abgelaufenen Ge-schäftsjahr 2018 um drei Prozent auf 467 MW gesteigert und ihren Anteil an der eigenen Strom-erzeugung im vollkonsolidierten Bereich von 56 auf 63 Prozent erhöht. Die erneuerbare Stromer-zeugung ist dabei um 7 Prozent auf über 1,1 Milliarden Kilowattstunden gestiegen, gleichzeitig konnte MVV die direkten CO2- Emissionen um 6 Prozent verringern. „Nachhaltigkeit ist und bleibt“, so Dr. Müller „ein zentraler Baustein unserer Unternehmensstrategie. Damit tragen wir aktiv dazu bei, den ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.“
Neben dem Strommarkt werden Erneuerbare nach Überzeugung von Dr. Müller langfristig auch den Wärmemarkt bestimmen. Allerdings funktioniere hier die Gleichung „Stilllegung Fossile und Zubau Erneuerbare“ nicht. Vor einem Verzicht auf die fossile Wärmeerzeugung müssen CO2-arme Ersatzlösungen umgesetzt werden. Der MVV-Vorstandschef geht daher davon aus, dass hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen die letzten konventionellen Anlagen sein werden, die vom Netz gehen: „Bei der Wärmewende behält Fernwärme ihre Schlüsselfunktion.“
Investitionen sind Basis für zukünftige Ergebnisse
Vor diesem Hintergrund stehe deshalb, so Dr. Müller, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Stärkung der Energieeffizienz durch die Kraft-Wärme-Kopplung in Verbindung mit der umweltfreundlichen Fernwärme im Mittelpunkt der MVV-Unternehmensstrategie. Dafür hat das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 insgesamt 290 Millionen Euro und damit rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr investiert. „Unsere Investitionen in Wachstum und Bestand bilden die Basis für zukünftige Ergebnisse.“
Drei Milliarden Euro wird MVV in den kommenden Jahren dafür in die Hand nehmen. Für das laufende Geschäftsjahr 2019 kündigte Dr. Müller einen weiteren Anstieg der Investitionen an. Damit will die Unternehmensgruppe ihre Rolle als aktiver Gestalter der Transformation unseres Energiesystems weiter stärken und dazu die eigene Strategie kontinuierlich weiterentwickeln. „Immer wieder geht es dabei um die drei großen D‘s der Energiewende: Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung.“
Aktuell stehen bei MVV drei Großinvestitionen im Vordergrund: So befindet sich in Kiel mit dem Küstenkraftwerk das derzeit europaweit modernste Gasheizkraftwerk wenige Monate vor der Fertigstellung, und im schottischen Dundee entsteht eine neue hocheffiziente thermische Abfallverwertungsanlage. In Mannheim selbst investiert das Unternehmen in die Anbindung seines Heizkraftwerkes auf der Friesenheimer Insel an das Fernwärmenetz und integriert zudem eine innovative Technologie zum Phosphor-Recycling. Rund 100 Millionen Euro fließen dabei in den Standort Friesenheimer Insel, der damit noch mehr zu einem Baustein der Energiewende und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft für die Stadt Mannheim und die Metropolregion Rhein-Neckar aufgewertet wird.
Ein neues Geschäftsmodell im Bereich der erneuerbaren Energien erschließt MVV derzeit auch mit der Bioabfallvergärung. Eine erste Anlage hat das Unternehmen bereits im April in Dresden übernommen. Eine zweite Anlage, in der ebenfalls Bioabfälle für die Erzeugung von Biogas ge-nutzt werden, ist in Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt in Planung.
Neben Investitionen in neue oder in den Ausbau bestehender Erzeugungsanlagen stärkt das Mannheimer Energieunternehmen sein Produkt- und Dienstleistungsportfolio, insbesondere im Bereich der Geschäftskunden, durch gezielte Beteiligungen und strategische Partnerschaften mit innovativen Unternehmen. So hat sich MVV im Frühjahr an der Bonner Recogizer Group beteiligt. Gemeinsam werden nun die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zur Energieeinsparung in Gebäuden sowie für die Steigerung der Anlagenverfügbarkeit in Mittelstand, Industrie und Woh-nungswirtschaft genutzt.
„Unsere Geschäftskunden profitieren von einer Kombination aus energiewirtschaftlichem Know-how, Software-Intelligenz sowie großer Erfahrung und Expertise“, beschreibt der MVV-Vorstandsvorsitzende das Konzept. Dazu gehören die gemeinsam mit der Tochtergesellschaft Econ Solutions entwickelten Energiemonitoring- und Energieeffizienzlösungen ebenso wie die modernen Messdienstleistungen des Joint Ventures Qivalo im Bereich der Wohnungswirtschaft.
Als weitere Schwerpunkte nannte Dr. Müller den weiteren Ausbau der Elektromobilität – sowohl bei der Ladeinfrastruktur für Industrie und Gewerbe als auch bei geeigneten Kombinationslösungen aus Elektrofahrzeug, Photovoltaikanlage und Ladestation für Privatkunden – und die Weiterentwicklung des Zukunftskonzeptes Smart Cities als Partner von Kommunen und innovativen Stadtwerken.
Positiver Ausblick, hohe Ausschüttungsquote
Für die kommenden Jahre geht MVV-Chef Dr. Müller davon aus, dass die allgemeinen Rahmenbedingungen die Unternehmen der Energiewirtschaft weiterhin vor anspruchsvolle Aufgaben stellen werden. „MVV hat sich bereits seit Jahren auf das Energiesystem der Zukunft ausgerichtet“, zeigte er sich zuversichtlich. Nach vier Jahren mit steigenden Ergebnissen erwartet das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019 aus operativer Sicht ein Adjusted EBIT etwa auf Vorjahresniveau. Auch bei den Umsatzerlösen geht MVV von einer Seitwärtsbewegung aus.
Bei der Dividende setzt das Unternehmen weiterhin auf Kontinuität für seine Aktionäre. Für 2018 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der am 8. März 2019 in Mannheim stattfindenden Hauptversammlung eine unveränderte Dividende in Höhe von 90 Cent je Aktie vor. Das entspricht erneut einer hohen Ausschüttungsquote von 63 Prozent.
Der vollständige Geschäftsbericht steht im Internet unter
zur Verfügung. Hier finden Sie auch unser neues MVV Magazin, in dem wir zeigen, wie wir gemeinsam mit unseren Kunden mit innovativen und zukunftsfähigen Produkten und Dienstleistungen das Energiesystem der Zukunft gestalten.
MVV in Zahlen | |||
GJ 2018 | GJ 2017 | % Vorjahr | |
Finanzielle Kennzahlen | |||
Umsatz ohne Energiesteuern (Mio Euro) | 3.903 | 4.010 | - 3 |
Adjusted EBITDA1 (Mio Euro) | 443 | 407 | + 9 |
Adjusted EBIT1 (Mio Euro) | 228 | 224 | + 2 |
Bereinigter Jahresüberschuss1 (Mio Euro) | 111 | 107 | + 4 |
Bereinigter Jahresüberschuss nach Fremdanteilen1 (Mio Euro) | 94 | 93 | + 1 |
Bereinigtes Ergebnis je Aktie1 (Euro) | 1,43 | 1,41 | + 3 |
Dividendenvorschlag/Dividende je Aktie (Euro) | 0,90 | 0,90 | 0 |
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit (Mio Euro) | 331 | 474 | - 30 |
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit je Aktie (Euro) | 5,03 | 7,19 | - 30 |
Bereinigte Bilanzsumme zum 30.9.2 (Mio Euro) | 4.152 | 4.248 | - 2 |
Bereinigtes Eigenkapital zum 30.9.2 (Mio Euro) | 1.550 | 1.490 | + 4 |
Bereinigte Eigenkapitalquote zum 30.9.2 (%) | 37,3 | 35,1 | + 6 |
Nettofinanzschulden zum 30.9. (Mio Euro) | 1.075 | 1.077 | 0 |
ROCE (%) | 8,5 | 8,2 | + 4 |
WACC (%) | 6,3 | 6,1 | + 3 |
Value Spread (%) | 2,2 | 2,1 | + 5 |
Capital Employed (Mio Euro) | 2.674 | 2.734 | - 2 |
Investitionen (Mio Euro) | 290 | 194 | + 50 |
davon Wachstumsinvestitionen | 124 | 64 | + 94 |
davon Bestandsinvestitionen | 166 | 130 | + 28 |
Nichtfinanzielle Kennzahlen | |||
Direkte CO2-Emissionen (Scope 1) (Tsd t) | 1.547 | 1.646 | - 6 |
Netto-CO2-Einsparung (Tsd t) | 485 | 482 | + 1 |
Installierte Leistung erneuerbare Energien (MW) | 467 | 455 | + 3 |
Anteil erneuerbare Energien an eigener Stromerzeugung (%) | 63 | 56 | + 13 |
Abgeschlossene Entwicklung neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen (MW) | 1.011 | 411 | >+ 100 |
Mitarbeiterzahl zum 30.9. | 5.978 | 6.062 | - 1 |
davon Frauen | 1.701 | 1.740 | - 2 |
davon Männer | 4.277 | 4.322 | - 1 |
Anteil Frauen bei den Führungskräften zum 30.9. (%) | 14 | 16 | - 13 |
1 | Ohne nicht operativen Bewertungseffekt aus Finanzderivaten, ohne Strukturanpassung Altersteilzeit, ohne Ergebnis aus Restrukturierung und mit Zinserträgen aus Finanzierungsleasing |
2 | Ohne nicht operativen Bewertungseffekt aus Finanzderivaten |