MVV: Klimaneutralität ist machbar
Mannheimer Energieunternehmen verbindet Klimaschutz mit Wachstum – MVV-Chef Dr. Müller: "Zwei Seiten einer Medaille" – Virtuelle Hauptversammlung im Zeichen von Corona blickt auf "ein besonderes Jahr" zurück
Klimaschutz und Wachstum sind für das Mannheimer Energieunternehmen MVV kein Widerspruch. „Sie verstärken sich in unserer Strategie gegenseitig als zwei Seiten einer Medaille,“ betonte der MVV-Vorstandsvorsitzende Dr. Georg Müller auf der diesjährigen Hauptversammlung des Unternehmens am Freitag, die angesichts der aktuellen Corona-Situation als rein virtuelle Veranstaltung stattfand. Mit der konsequenten Umsetzung ihres auf Nachhaltigkeit und ein klimaneutrales Energiesystem der Zukunft ausgerichteten Investitionsprogramms hat die Unternehmensgruppe in ihrem abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 (1. Oktober 2019 – 30. September 2020) nicht nur einen Sprung auf dem Weg zur Erreichung der eigenen Klimaziele und beim Ausbau der erneuerbaren Energien geschafft, sondern gleichzeitig auch die positive Ergebnisentwicklung fortgesetzt.
So konnte MVV das operative Ergebnis bei einem coronabedingt moderaten Umsatzrückgang auf 3,5 Milliarden Euro um acht auf 233 Millionen Euro steigern. Dr. Müller: „Alles in allem ein gutes, vor dem aktuellen Hintergrund sogar ein ausgesprochen gutes Ergebnis eines besonderen Jahres“. Das Unternehmen verfügt nach den Worten des MVV-Chefs über robuste Geschäftsmodelle, die sich im Gesamtportfolio ausgleichend ergänzen, und sei damit strukturell gut aufgestellt: „Wenn wir die Corona-Auswirkungen ausblenden, konnten wir sogar in jedem Segment ein besseres Ergebnis als im Vorjahr erreichen.“
Diesen Kurs will das Unternehmen auch im laufenden Geschäftsjahr 2021 fortsetzen und bei Umsatz und Ergebnis mindestens das Niveau des Vorjahres erreichen. Damit bestätigte MVV die im Dezember veröffentlichte Prognose. Diesen Anspruch, der in Abhängigkeit von den Pandemie-Einschränkungen auch noch Chancen auf eine positivere Entwicklung einschließt, hat MVV mit einem starken Start in das laufende Geschäftsjahr unterstrichen. So konnte das Unternehmen in seinem ersten Quartal bei nahezu konstanten Umsatzerlösen das operative Ergebnis um 17 auf 98 Millionen Euro steigern.
Erste Dividendenerhöhung seit zwölf Jahren
Mit der positiven Geschäftsentwicklung der letzten Jahre hat MVV nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden ein nachhaltiges Ergebnisniveau erreicht, an dem auch die Anteilseigener beteiligt werden. So schlagen Aufsichtsrat und Vorstand der Hauptversammlung eine Dividendenerhöhung um 5 auf 95 Cent je Aktie vor. Mit dieser seit zwölf Jahren ersten Erhöhung erreicht die Aktie eine Dividendenrendite von 3,7 Prozent bezogen auf den Schlusskurs zum Geschäftsjahresende am 30. September 2020. „Eine attraktive Dividende für nachhaltig und langfristig ausgerichtete Aktionäre“, unterstrich Dr. Müller.
Kurs Klimaneutralität
Neben Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit ist Klimaschutz für die Mannheimer Unternehmensgruppe ein unverzichtbarer Bestandteil der eigenen Strategie. Dr. Müller: „Er ist der gemeinsame Nenner aller unserer geschäftlichen Aktivitäten.“ Das Unternehmen bekennt sich dabei zu den Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens und orientiert sich an dem sogenannten 1,5-Grad-Ziel, mit dem der durch den Klimawandel verursachte globale Temperaturanstieg begrenzt werden soll. „Wir haben auf unserem Weg zur Klimaneutralität auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wichtige Meilensteine erreicht,“ so der MVV-Vorstandvorsitzende, „und sind damit unserem Zielpfad in vielen Bereichen voraus“.
So will das Unternehmen seine eigenen direkten energiewirtschaftlichen CO2-Emissionen bis 2030 auf deutlich unter zwei Millionen Tonnen pro Jahr senken. Im letzten Geschäftsjahr ging’s um knapp neun Prozent nach unten auf aktuell rund 2,4 Millionen Tonnen. Damit konnte MVV in den vergangenen vier Jahren den CO2-Ausstoß um insgesamt 35 Prozent verringern. Gleichzeitig hat die Unternehmensgruppe ihre eigenen erneuerbaren Erzeugungskapazitäten um weitere acht Prozent auf jetzt 512 Megawatt ausgebaut. Die erneuerbare Stromerzeugung erhöhte sich im Vorjahr um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Kilowattstunden.
Auf dem Weg zur Grünen Wärme
Neben dem Stromsektor legt MVV in ihrer Klimaschutzstrategie einen besonderen Schwerpunkt auf den Wärmebereich. „Fernwärme ist für die Dekarbonisierung des Wärmebereichs unverzichtbar“, unterstrich Dr. Müller: „So wie Mannheim bereits in den 50er Jahren zu den Pionieren der damals neuen Fernwärmeversorgung gehört hat, werden wir dies auch in den 20er Jahren wieder unter Beweis stellen, wenn es um deren Vergrünung geht.“ Auf dem Weg zur Grünen Wärme hat das Unternehmen im letzten Frühjahr mit der Anbindung seiner Anlage im Mannheimer Norden an das zentrale Fernwärmenetz einen großen Schritt getan und kann damit bereits rund 30 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs aus dieser klimaneutralen Quelle decken.
„Bei unserer Grünen Wärme reden wir also nicht über Ideen, wir reden nicht über morgen oder gar übermorgen. Wir haben knapp ein Drittel des Weges hinter uns und werden ihn mit sicherem Abstand vor dem Kohleausstieg abgeschlossen haben.“ Dafür stehen dem Unternehmen genügend technologische Optionen in den Bereichen Biomasse, Flusswärme, Erdwärme, Solarthermie und Abwärme zur Verfügung.
Das hat auch die Anfang März im Auftrag der MVV vom international renommierten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie vorgelegte „Energierahmenstudie Mannheim“ bestätigt. „Klimaneutralität ist machbar,“ so Dr. Müller. Mit der Studie liege nun auch eine wissenschaftliche Grundlage für den notwendigen gesellschaftlichen Dialog und Konsens vor.
Forderung nach weiteren Verbesserungen der politischen Rahmenbedingungen
Solche lokalen und regionalen Klimaschutzanstrengungen müssen auch künftig durch die passenden politischen Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene unterstützt und ermöglicht werden. Dabei bezeichnete MVV-Chef Dr. Müller die zum Jahreswechsel in Kraft getretene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) als „richtigen Schritt, dem aber weitere Verbesserungen folgen müssen“.
Das gelte gleichermaßen für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung, insbesondere durch die Stärkung der Windkraft an Land sowie der Photovoltaik, wie auch für einen zusätzlichen Schub im Wärmebereich. Mit der neuen „Bundesförderung effiziente Wärmenetze“ (BEW) habe die Bundesregierung ein geeignetes Förderinstrument entwickelt, das nun technologieoffen und ausgestattet mit den erforderlichen Finanzmitteln schnellstmöglich verabschiedet werden müsse.
Gleichzeitig spricht sich das Mannheimer Energieunternehmen für eine an der Realität des Finanzmarkts angepasste Regulierungspraxis für die Energienetze, gerade im Bereich der regionalen und kommunalen Verteilnetze, aus. Hier entscheidet sich nach den Worten des MVV-Vorstandsvorsitzenden, ob die Energie- und die Wärmewende beim Verbraucher wirklich ankommt: „Die Netze sind das Rückgrat der Energiewende, allerdings leider auch ihre Achillesferse.“ Angesichts der erforderlichen milliardenschweren Investitionen dürfe es deshalb keine weitere Absenkung des Eigenkapitalzinses für die Verteilnetze geben.
Weitere Investitionen auf dem Weg zur Klimaneutralität
Das Fundament seines künftigen Wachstums bildet für das Unternehmen das ambitionierte Investitionsprogramm für die nächsten Jahre. Dabei folgt MVV konsequent den eigenen Nachhaltigkeits- und Klimazielen, an denen sich die Unternehmensgruppe auch transparent messen lässt. So will MVV das Investitionsvolumen im laufenden Geschäftsjahr, soweit die Corona-Entwicklung dies nicht beeinträchtigt, gegenüber den 322 Millionen Euro im Vorjahr bei strategisch unveränderten Schwerpunkten noch einmal steigern. Dr. Müller: „Wir begreifen Klimaschutz und damit die Verminderung und Vermeidung von CO2-Emissionen nicht als Geschäftsrisiko, sondern als Chance und Anspruch, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und damit für zukünftiges Wachstum unseres Unternehmens zu sorgen.“