30. April 2010

Erster Spatenstich für beispielhaften Wärmeverbund

Industrielle Abwärme wird Fernwärme - Petroplus Raffinerie und Stadtwerke Ingolstadt investieren in Klimaschutz. Wärmeverbund spart zusätzlich 35.000 Tonnen CO2 pro Jahr.


INGOLSTADT. Wegweisend für die effektive Energienutzung und den Klimaschutz ist das Wärmeverbund-Projekt, mit dessen Bau heute (30. April 2010) auf dem Gelände von Petroplus in Ingolstadt begonnen wurde. Industrielle Abwärme der Raffinerie sowie der Müllverwertungsanlage (MVA) soll künftig zunächst bei Audi herkömmliche Heizkesselwärme ersetzen und später zur Wärmeversorgung von Abnehmern in der gesamten Stadt beitragen. Das gemeinsame Klimaschutzprojekt von Petroplus und den Stadtwerken Ingolstadt (SWI) erfordert hohe Investitionen beider Partner. Allein der notwendige Ausbau des Fernwärmenetzes kostet die Stadtwerke rund 23 Millionen Euro.

Oberbürgermeister Dr. Alfred Lehmann bezeichnete das Projekt als "das größte Abwärmeprojekt im Freistaat". Er sagte: "Mit dem Wärmeverbund Petroplus setzen wir einen bedeutenden Meilenstein im Rahmen des Klimaschutzprogramms der Stadt. Zusammen mit den bisherigen Fernwärmeprojekten werden ab 2011 rund 67.000 Tonnen Kohlendioxid jedes Jahr in Ingolstadt eingespart." Raffinerieleiter Gerhard Fischer betonte: "Schon heute gehört unserer Betrieb zu den energieeffizientesten Raffinerien in Europa - dank Kraft-Wärme-Kopplung, Abgas- und Abwärmerückgewinnung sowie einem konsequenten Energiemanagement. Der Fernwärmeverbund ist für uns aktuell das wichtigste energietechnische Projekt und dazu noch einzigartig in unserer Raffineriegeschichte. Die Energieeffizienz der Raffinerie wird sich nochmals deutlich verbessern." Matthias Bolle, Geschäftsführer der Stadtwerke Ingolstadt, und Hubert Stockmeier, Geschäftsführer der SWI Netze, sind überzeugt, dass der Wärmeverbund mit Petroplus ein neues Kapitel der Fernwärmeversorgung von Ingolstadt aufschlägt. "Als regional verwurzeltes und überwiegend kommunales Unternehmen liegt uns viel an einer nachhaltigen Energieversorgung der Stadt und einer hohen Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger", betonte Matthias Bolle.

Die Hauptleitung von Petroplus zu Audi wird 5.300 Meter lang. "Sie wird zu zwei Dritteln oberirdisch über freies Gelände entlang einer Industriegleisanlage verlegt. Die restlichen Leitungen in bebautem Gelände werden unterirdisch verlegt, damit sie optisch nicht stören", erklärte Hubert Stockmeier. Mit dem Tiefbau starten die SWI Netze jetzt in der Roderstraße. Für den ersten erdverlegten Bauabschnitt liegt die Baugenehmigung vor. "Mit der Verlegung des oberirdischen Teils vom Raffineriegelände entlang der Bahntrasse bis zur Roderstraße werden wir voraussichtlich Mitte Mai beginnen, wenn alles nach Plan läuft", informierte der Geschäftsführer weiter. "Wir werden entlang der Bahntrasse so arbeiten, dass der Bahnbetrieb nur minimal eingeschränkt ist. Dazu warten wir noch auf die Zugangszeiten, die uns die Bahn genehmigt." Bei der Vergabe der Aufträge kamen auch Unternehmen aus der Region zum Zug. "Bei einem Projekt dieser Dimension sind wir gesetzlich verpflichtet, die Aufträge europaweit auszuschreiben", sagte Hubert Stockmeier. "Wo immer möglich, berücksichtigen wir bevorzugt Unternehmen aus der näheren Umgebung. Denn als regionales Unternehmen fühlen wir uns nicht nur für die sichere und umweltschonende Versorgung mit Energie verantwortlich, sondern tragen auch eine Mitverantwortung für die Wirtschaft."

Die Haupttrasse der neuen Fernwärmeleitung endet am Klinikum und bekommt einen Abzweig in Richtung Güterverkehrszentrum. Parallel dazu werden an günstigen Stellen Wärmetauscher in den Blockheizkraftwerken der Stadtwerke installiert, um die industrielle Abwärme von Petroplus in der gesamten Stadt nutzen zu können. Zu diesem Zweck müssen die Stadtwerke auch ihre Blockheizkraftwerke und ein Pumpwerk umbauen sowie einen neuen Reservekessel installieren.

Die Inbetriebnahme des ausgebauten Fernwärmenetzes ist für April 2011 geplant. Ab dann wird bei Audi mit der zusätzlichen Abwärme geheizt. Später sollen weitere industrielle, kommunale und private Abnehmer hinzukommen.

Anfangs wird Petroplus pro Jahr rund 130 Gigawattstunden Abwärme in das Fernwärmenetz der Stadtwerke einspeisen. Damit könnte man rund 6.500 Einfamilienhäuser beheizen und mit Warmwasser versorgen. Die Netze werden über Wärmetauscher miteinander verbunden. "So können auch Privathaushalte, öffentliche Einrichtungen und Firmen von dem umweltfreundlichen Projekt Wärmeverbund profitieren", erklärte Hubert Stockmeier weiter. "Jede Kilowattstunde Fernwärme aus Abwärme ersetzt fossile Primärenergieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Das entlastet die Umwelt von klimaschädlichem Kohlendioxid und schont die knappen Ressourcen."

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