Gepostet am: 08. Januar 2024
6 Min

E-Mobilität

E-Auto-Förderung entfällt. Was bedeutet das für mich?

Zum Schluss ging es überraschend schnell: Mitte Dezember 2023 musste die Bundesregierung das abrupte Ende des Umweltbonus für E-Autos verkünden. Vorausgegangen war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das den Bundeshaushalt in akute Schieflage brachte. In der Folge führte der Sparzwang dann u.a. zum frühen Aus der Förderung. Was bedeutet das für alle, die auf Elektromobilität umsteigen wollten? Oder noch wollen.

Die Mobilitätswende wird langsamer

Einerseits wird das Angebot an neuen E-Fahrzeugen immer größer, andererseits sinkt offenbar die Motivation der Verbraucher, tatsächlich umzusteigen. Gerade am Umweltbonus war das schon abzulesen. Während 2022 noch 820.000 Förderanträge erfolgreich gestellt wurden, waren es in 2023 (bis Mitte Dezember) nur noch 376.000 (Quelle). Woran liegt das? Sicher auch daran, dass mit dem Jahr 2023 die Förderung für Plug-in Hybride komplett gestrichen wurde. Hier konnten nur noch Geschäftswagenberechtigte von reduzierten Steuersätzen profitieren. Als wenig verkaufsfördernd erweist sich zunehmend auch der Aspekt, dass E-Autos in der Regel einfach teuer sind. Wenn jetzt der Baustein Umweltbonus gänzlich fehlt, könnte die Schere zwischen Angebot und Nachfrage noch weiter aufgehen.

Zwei Szenarien

Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer befürchtet einen signifikanten Rückgang der E-Auto-Verkäufe in 2024: "Mit der Haushaltskrise fährt nach unserer Einschätzung die Autoindustrie in Deutschland in eine Elektroautokrise", ist seine Prognose (Quelle). So rechnet er mit einem Rückgang der Verkäufe um rund 200.000 Einheiten in diesem Jahr. Das wären keine guten Nachrichten für die Hersteller – und auch nicht unbedingt für die Umwelt.

Andererseits könnten die Automobilhersteller jetzt auch die Initiative ergreifen und zeigen, dass die Elektromobilität auch ohne Förderung aus Steuergeldern vorankommt. Darin steckt ein zweites Szenario: Damit die Kundschaft ihre Elektropläne nicht komplett verschiebt, übernehmen die Hersteller in gewisser Weise die entstandene Finanzierungslücke. Entweder in dem sie den ursprünglichen Förderbetrag des Staats übernehmen oder die Preisgestaltung ihrer E-Modelle an sich korrigieren. Nach unten. Beides macht Sinn. Welches Szenario realistisch ist, wird allerdings erst die Zukunft zeigen.

Was derzeit Fakt ist

Auf das Ende der Förderung reagieren die Hersteller tendenziell ähnlich. Aus Verbrauchersicht steht fest:

  • Keine Sorgen müssen sich alle machen, deren Förderantrag fristgerecht bis 17. Dezember 2023 eingegangen ist. Für alle diese Anträge sind Fördermittel vorhanden.
  • Wer sein E-Auto vor dem 17. Dezember fest bestellt hat, das Fahrzeug aber nicht ausgeliefert bzw. zugelassen werden konnte, wird in der Regel auch keinen Schaden davontragen: Hier übernimmt der jeweilige Hersteller den Differenzbetrag. Bis zum 31.12.2023 in der Höhe des für 2023 ursprünglich vorgesehenen, staatlichen Förderbeitrags.
  • Anschließend versprechen die (meisten) Hersteller, bis 31. März 2024 weiterhin den Fehlbetrag auszugleichen – dann allerdings im Rahmen des für 2024 (geplanten) reduzierten Umweltbonus. Für einen Neuwagen mit einem Nettolistenpreis von unter 45.000 EUR bedeutet dies 4.500 EUR Unterstützung.
  • Was nach dem 31. März 2024 von Seiten der Automobilindustrie unternommen wird, ist derzeit noch weitestgehend unklar.

Wichtig für jeden Interessenten ist es also, den Kontakt mit seinem Anbieter zu suchen und sich gleichzeitig unabhängig über die Lösungen der Industrie zu informieren.

Konkrete Angebote im Markt

Als einer der ersten Hersteller hat jetzt VW ein transparentes Förderprogramm für seine (elektrischen) ID-Modelle vorgelegt. Es nennt sich „Volkswagen Umweltprämie“, gilt vom kleinsten (ID.3 Pro) bis zum größten E-Modell (dem neuen ID.7) und läuft vorerst bis Ende März. Im Kern beinhaltet es zwei Bausteine. Eine Aktionsprämie, die – wie bei einer „normalen“ Rabatt-Aktion – von Modell zu Modell unterschiedlich sein kann. Und einem sogenannten E-Mobilitäts-Bonus, der stets gleich ist (1.785 EUR), aber nur bei fünf von sieben Modellen zum Tragen kommt. Grund: die höherpreisigen Modelle

ID.5 GTX und ID.7 Pro liegen mit ihrem jeweiligen Nettolistenpreis über 45.000 EUR und damit außerhalb des ursprünglich geplanten, staatlichen Förderlimits. Sie müssen sich mit der Aktionsprämie begnügen, die aber immer noch mindestens bei 4.760 EUR liegt (ID.7 Pro).

Und wie rechnet sich das bei einem der kleineren Fahrzeuge? Für das Einstiegsmodell ID.3 Pro beträgt die Aktionsprämie 5.235 EUR. Dazu kommt der gerade erwähnte E-Mobilitäts-Bonus. In Summe ergibt sich ein Nachlass von respektablen 7.020 EUR. Damit kostet ein ID.3 Pro jetzt 32.975 EUR statt bislang 39.995 EUR. Sollte das VW-Angebot neue Motivation im Markt wecken, könnten sich andere Unternehmen womöglich daran orientieren.

Ein anderes, spektakuläres Beispiel ist das Angebot von Dacia für den kleinen Dacia Spring: Hier beträgt der Rabatt 10.000 EUR, was bedeutet, dass der kleine Elektrowagen jetzt knapp über 12.000 EUR kostet. Allerdings gilt das nur für bereits im Handel verfügbare Fahrzeuge und bis zum 31.03.2024.

Der Blick auf den Terminkalender ist in diesem Zusammenhang immer wichtig: So offerieren teilnehmende Fiat Händler den beliebten 500 Elektro derzeit mit 5.000 EUR Bonus an – aber eben auch nur bis 31.03.2024.

Aktuell ist derzeit einiges möglich. Folglich ist eine intensive Marktbeobachtung wichtig.

Fazit

Der abrupte Förderstopp hat viele Unsicherheiten geweckt, sicher auch Missmut hervorgerufen. Andererseits muss nicht zwingend daraus ein Stolperstein für die Elektromobilität werden. Die Automobilhersteller, die ja viel Geld in die Mobilitätswende investiert haben, können jetzt aktiv werden und mit ihrer Preisgestaltung näher am Markt operieren als bisher. Ob etwa das Beispiel VW Schule macht, muss sich noch zeigen.

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