Selbstversorgung
Einen eigenen Brunnen bauen: Was man vorher wissen sollte
Autarkie liegt im Trend. Immer mehr Haushalte nutzen die Sonne, um Strom und Wärme selbst zu produzieren. Aber wie sieht es bei der Wasserversorgung aus? Mit einem eigenen Hausbrunnen ist auch da eine Selbstversorgung ganz einfach möglich – zumindest zur Gartenbewässerung. Ein Überblick über die verschiedenen Brunnenarten und Wissenswertes für die Planung:
Ein Brunnen für die Gartenbewässerung ist meistens kein Problem
Die Installation eines Brunnens ist prinzipiell möglich, wenn Sie ein Haus mit Garten oder ein separates Gartengrundstück besitzen. Wie einfach das im konkreten Fall ist, hängt von den geologischen Gegebenheiten, den lokalen Vorschriften und der Nutzungsart des Brunnens ab. Relativ unkompliziert ist es, wenn Sie das Brunnenwasser lediglich zum Bewässern des Gartens nutzen möchten. Je nach Standort und Tiefe des Grundwassers ist dann eine einfache Anmeldung des Brunnenbaus bei der zuständigen Behörde ausreichend. Die regionalen Vorschriften können jedoch unterschiedlich sein. Wenn das Grundstück beispielsweise in einer Wasserschutzzone liegt, oder tiefer als 10 Meter gebohrt werden soll, ist in vielen Städten und Kommunen eine gesonderte Genehmigung erforderlich. Deshalb sollten Sie sich vor einem Brunnenbau unbedingt über die an Ihrem Wohnort geltenden Regelungen erkundigen. Die richtige Adresse hierfür ist meistens die „Untere Wasserbehörde“ der Stadt- oder Kreisverwaltung.
Schwieriger: ein Brunnen für die Trinkwasserversorgung
Falls Sie planen, Ihren Brunnen nicht nur für den Garten, sondern auch für die Trinkwasserversorgung des Haushalts zu nutzen, wird es deutlich komplizierter.
Denn der Brunnen unterliegt dann zusätzlich der deutschen Trinkwasserverordnung (TrinkwV). Das bedeutet, auch das Gesundheitsamt muss eine Genehmigung erteilen und während des Betriebs sind regelmäßige Kontrollen der Wasserqualität durch ein zugelassenes Labor vorgeschrieben (mehr über Trinkwasserqualität hier).
Die Kostenersparnis durch die Selbstversorgung mit Trinkwasser hält sich dagegen in Grenzen: Das im Haushalt genutzte Wasser aus dem Brunnen wird einem Abfluss zugeführt und ist damit auch Brauchwasser, für das eine Abwassergebühr anfällt.
Welche Brunnenarten gibt es, und welche ist für mich die geeignetste?
Es gibt drei verschiedene Arten von Haus- und Gartenbrunnen. Welche davon die richtige Wahl ist, hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel von der benötigten Wassermenge und der Tiefe des Grundwassers.
Rammbrunnen – einfach und günstig.
Ein Rammbrunnen, auch Schlagbrunnen genannt, besteht aus einem Metallrohr, das an seinem unteren Ende mit einer Rammspitze versehen ist. Mithilfe einer elektrischen Ramme wird das Rohr in die Erde geschlagen, bis die Spitze das Grundwasser erreicht. Durch Schlitze und Löcher in der Spitze fließt nun Wasser in das Metallrohr ein und kann von dort mit einer Handpumpe nach oben gepumpt werden. Rammbrunnen eignen sich für Grundwassertiefen bis 7 Meter und einen eher geringen Wasserbedarf. Ideal ist diese Variante, wenn man täglich nicht mehr als einige Gießkannen füllen möchte und Freude an einer dekorativen Schwengelpumpe im Garten hat. Die Materialkosten für einen Rammbrunnen sind überschaubar und wer handwerklich geschickt ist, kann die Installationsarbeiten selbst durchführen.
Schachtbrunnen – unüblich für den Privatgebrauch.
Der Schachtbrunnen ist der Jahrtausende alte Klassiker unter den Brunnen. Er besteht aus einem ausgehobenen Schacht, der mit Mauerwerk (heute auch mit Beton oder Betonringen) ausgekleidet ist. Der Boden des Schachts ist mit einem wasserdurchlässigen Material (meist Kies) aufgeschüttet, sodass das Grundwasser in den Brunnen einfließen kann. Dies geschieht bei konventionell gebauten Schachtbrunnen eher langsam. Die täglich nutzbare Wassermenge ist daher im Verhältnis zum Aufwand ziemlich gering. Aus diesem Grund wird diese Urform des Brunnens kaum noch neu gebaut – zumindest nicht im privaten Bereich und nicht, wenn größere Wassermengen effizient gefördert werden sollen. Ein Pluspunkt: Schachtbrunnen können ausgesprochen dekorativ aussehen.
Bohrbrunnen – leistungsfähig, aber nicht ganz billig.
Für einen Bohrbrunnen bohrt man ein Loch bis zum Grundwasserspiegel, in das ein Metallrohr eingeführt wird. Dies ist problemlos bis in Tiefen über 100 Meter möglich. Die Förderung des Wassers erfolgt entweder mittels einer in das Grundwasser eingelassenen Tiefbrunnenpumpe oder eines sogenannten Hauswasserwerks, das sich außerhalb des Brunnens befindet und das Grundwasser von dort aus ansaugt.
Die Tiefbrunnenpumpe hat den Vorteil, dass sie größere Wassermengen über weitere Entfernungen transportieren kann. Allerdings muss man sie dafür jedes Mal vorher einschalten. Das Hauswasserwerk schaltet sich hingegen automatisch ein, sobald jemand den Wasserhahn aufdreht.
Wie wirkt sich die Grundwasserentnahme auf die Umwelt aus?
Trockenperioden werden in einigen Teilen Deutschlands immer häufiger. Darunter leiden auch die regionalen Grundwasserspiegel. Aber keine Sorge: Sofern Sie Ihr Brunnenwasser lediglich zum Bewässern des Gartens nutzen, sickert es in unmittelbarer Nähe der Entnahmestelle wieder ins Erdreich ein. Anders verhält es sich jedoch, wenn Sie das Wasser unter Ihrem Grundstück auch für andere Zwecke nutzen, zum Beispiel zum Befüllen eines Swimmingpools. Ob die Entnahme von Grundwasser über einen eigenen Brunnen unbedenklich ist, müssen Sie jedoch nicht selbst ermessen. Das ist Aufgabe der lokalen Behörden, die darüber entscheiden, ob eine Genehmigung erteilt wird oder nicht.
Inwiefern rechnet sich der Aufwand?
Ob ein eigener Brunnen wirtschaftlich Sinn macht, lässt sich einfach herausfinden. Werfen Sie einen Blick auf Ihre Wasserrechnung, beziehungsweise den Anteil, den die Gartenpflege daran hat. Schauen Sie, welche Brunnenausführung wieviel zur Deckung Ihres jährlichen Wasserbedarfs beitragen kann. Teilen Sie dann die jährlich gesparten Wasserkosten durch die Kosten für den Brunnenbau, um zu berechnen, nach wieviel Jahren sich die Investition amortisiert. Komplizierter wird es, wenn Sie den Brunnen auch für die Trinkwasserversorgung Ihres Haushalts nutzen möchten. Denn dann kommen, wie eingangs erwähnt, auch laufende Kosten hinzu. Unabhängig davon hat ein eigener Brunnen aber auch einen ideellen und ästhetischen Wert. Wie hoch Sie diesen ansetzen, liegt ganz bei Ihnen.
Fazit
Im Prinzip darf auf jedem Grundstück ein Brunnen gebohrt werden, sofern die lokalen Vorschriften dies nicht verbieten. Falls das Brunnenwasser nicht nur zur Gartenbewässerung, sondern auch zur Trinkwasserversorgung des Haushalts genutzt werden soll, gelten strengere Gesetze und es entstehen zusätzliche Kosten. Zur Versorgung kleinerer Gärten genügt oft ein Rammbrunnen mit Handpumpe, der sich mit etwas Geschick auch selbst installieren lässt. Benötigt man dagegen regelmäßig größere Wassermengen, empfiehlt sich die Installation eines Bohrbrunnens durch einen Fachbetrieb.