Experten-Gespräch
Fernwärme: Vom Verfügbarkeitscheck bis zur vollständigen Installation
Im Bereich Fernwärme ist Mannheim eine der führenden deutschen Großstädte. Bis 2030 stellt MVV die Fernwärme zu 100% auf klimaneutrale Erzeugungsanlagen um. Doch wie komme ich am einfachsten zu meinem Fernwärmehausanschluss? MVV-Experte Lawrence Nasralla beantwortet die wichtigsten Fragen im Interview mit unserer Redaktion.
Redaktion: Herr Nasralla, angenommen, ich möchte mich zum Umstieg auf Fernwärme informieren – wo bekomme ich erste Informationen zum Beispiel über die Verfügbarkeit?
Herr Nasralla (MVV): Auf unserer Webseite bieten wir den Verfügbarkeitscheck an. Dort geben Sie einfach Ihre Straße, Hausnummer, Postleitzahl und Ort ein und können sofort sehen, ob ein Fernwärmeanschluss für Ihr Gebäude möglich ist oder ihr Gebäude mit einer alternativen Heizlösung wie z.B. einer Wärmepumpe auszurüsten wäre. Darüber hinaus finden Sie dort aktuelle Informationen zur Wärmewende.
Redaktion: Wenn ein Fernwärmeanschluss möglich ist: Welche Vorteile habe ich mit der Fernwärme?
Herr Nasralla (MVV): Die Wärmelieferung erfolgt gebrauchsfertig ins Haus ohne optische oder akustische Beeinträchtigung. Existierende Heizkörper bleiben erhalten. Hausübergabestationen ersetzen die fossilen Wärmeerzeuger, sind platzsparend, wartungsarm und nutzen geprüfte und bewährte Standardkomponenten. Ihre Investition in eine Fernwärme-Beheizung ist langfristig gesichert, denn Fernwärme ist ökologisch, nachhaltig und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen, dazugehörige Erzeugungsanlagen sichern die Versorgung – jetzt und in Zukunft.
Redaktion: Mit welchen Kosten ist beim Tausch meiner vorhandenen Zentralheizung auf eine Fernwärme-Beheizung zu rechnen?
Herr Nasralla (MVV): Sie benötigen einen Fernwärme-Hausanschluss und eine Hausübergabestation. Der Hausanschluss (im Wesentlichen die Rohrleitung von der Straße in Ihr Haus) bindet Ihr Gebäude an die Fernwärme-Versorgungsleitung (in der Straße) an. Die Hausübergabestation verteilt die Wärme in ihr Haus und übernimmt die Steuerung und Regelung Ihrer Heizung.
Der Hausanschluss kostet ab 5.950 Euro brutto*. Der Leistungsumfang umfasst die Verlegung der Anschlussleitung von der Versorgungsleitung in der Straße an den Heizungsraum Ihres Gebäudes. Dazu ist der Aushub des Erdreichs und dazugehörige Arbeiten erforderlich. Dieser Hausanschluss befindet sich im Eigentum der MVV und ist deshalb nicht staatlich (KfW) förderbar. Möglich ist hier aber eine Nachbarschaftsprämie der Klimaschutzagentur Mannheim MVV fördert die Hausanschlusskosten in bestimmten Gebieten mit einem Zuschuss von € 3.500. Wir informieren im Beratungsgespräch zu den individuellen Fördermöglichkeiten.
Die Kosten für eine dazugehörige Fernwärme-Hausübergabestation variieren je nach Gebäude und Anforderung. Wir ermitteln Ihre gebäudeindividuell passende Lösung. Sie zahlen den (individuell ermittelten) fixen Projektpreis ohne versteckte Kosten. Diese Kosten umfassen alle erforderliche Hardware (Übergabestation, Montagematerial, Rohrleitungen etc.), die komplette Installation (Montage Übergabestation, Anschluss an die Rohrleitungen) und Inbetriebnahme inkl. dem hydraulischer Abgleich der Hausanlage sowie die fachgerechte Entsorgung Ihrer alten Heizung. Lassen Sie sich gerne von uns beraten.
Die Hausübergabestation inkl. aller dazugehöriger Hardware und Installationsarbeiten befinden sich in Ihrem Eigentum und sind deshalb staatlich (KfW)förderbar. Es gelten die individuellen und jeweils aktuellen Förder-Regelungen und -Bedingungen (siehe Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
Auf einen Blick: In wenigen Schritten zu MVV Fernwärme
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Redaktion: Welche staatlichen und kommunalen Förderungen sind möglich?
Herr Nasralla (MVV): Die Hausübergabestation inkl. Installation, Inbetriebnahme und dazugehöriger Leistungen sind staatlich förderbar (Bundesförderung für effiziente Gebäude kurz BEG). Der Förderantrag kann direkt bei der KfW gestellt werden. Je nach individueller Situation sind bis zu 70% Förderung möglich (Stand: Januar 2025). Die maximal förderfähigen Kosten betragen € 30.000 für die erste Wohneinheit. Im Maximalfall (maximale staatliche Förderung) sind also 70% von maximal € 30.000 förderfähig und Sie würden eine staatliche Förderung in Höhe von € 21.000 erhalten. Die tatsächlichen Kosten für eine Hausübergabestation inkl. Installation und dazugehöriger Leistungen liegen in der Regel unter den maximal förderfähigen Kosten. In einem typischen Anwendungsfall können Sie mit der Grundförderung von 30% rechnen plus einem Geschwindigkeitsbonus in Höhe von 20%, in Summe ergibt sich damit 50% Förderung. Der auszuzahlende Betrag liegt dann in der Größenordnung von etwa € 10.000 (grober Anhaltswert zur überschlägigen Bewertung), so dass die Kosten für den Umstieg auf Fernwärme im Bereich der Kosten (Neukauf) einer fossilen Heizung liegen.
Kommunale Förderungen ergänzen die staatliche Förderung. Zum Beispiel gewährt die Stadt Mannheim folgende Förderungen: Für Ein- und Zweifamilienhäuser ist eine Nachbarschaftsprämie bis zu 500 Euro pro Anschluss oder je nach Lage ein 10%iger Investitionszuschuss aber maximal € 3.000 für die Hausinstallations- und Anschlusskosten erhältlich. Für Mehrfamilienhäuser, Wohnungseigentümergemeinschaften, Vereine und Kirchengemeinden sind Investitionszuschüsse bis zu 10% der förderfähigen Investitionskosten aber maximal € 7.000 erhältlich. Voraussetzung ist der Erhalt der staatlichen Förderung. Die Klimaschutzagentur Mannheim (KSA) informiert im Detail z.B. auf ihrer Homepage (www.klima-ma.de).
Redaktion: Wer kann mich bei der Beantragung der Fördergelder unterstützen? Was muss ich beachten, damit mir keine Fördergelder verloren gehen?
Herr Nasralla (MVV): Auch da unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden. Zusätzlich empfehlen wir eine Beratung durch die Klimaschutzagentur Mannheim. Wichtig ist, dass die BEG-Förderung vor Umsetzung der Massnahmen beantragt wird.
Damit Ihnen keine Fördermittel verloren gehen, achten Sie bitte darauf, dass in Ihren Verträgen eine sogenannte aufschiebende Bedingung enthalten ist. Das heißt, Sie unterschreiben einen Leistungsvertrag, der erst dann in Kraft tritt, wenn die Fördermittel zugesagt wurden und beginnen erst danach mit der Umsetzung. Sollten die Fördermittel abgelehnt werden, ist der Vertrag nichtig. Der Vertrag für Lieferung und Installation der Hausübergabestation beinhaltet die aufschiebende Bedingung.
Redaktion: Erfüllt die Fernwärme die GEG-Vorgabe, eine Heizung mit 65% erneuerbarer Energie zu betreiben?
Herr Nasralla (MVV): Schon heute erfüllt unsere Fernwärme die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Das heißt, wenn Ihr Gebäude an die Fernwärme von MVV angeschlossen werden kann, gilt dies bereits als klimafreundliche Option, Sie müssen nichts Weiteres tun. Wir kümmern uns um die schrittweise Vergrünung der Fernwärme. Wir setzen dabei auf ein breites Portfolio moderner Technologien, die sich ideal ergänzen. Die Versorgungssicherheit ist und bleibt gewährleistet.
Im Rahmen der Wärmewende sollen bis 2030 laut Vorgaben der Bundesregierung mindestens 50 Prozent der Fernwärme klimaneutral erzeugt werden. Das Ziel von MVV für Mannheim ist sogar noch ambitionierter, bis spätestens 2030 sollen 100 Prozent erreicht werden. Dies ist möglich durch moderne grüne Technologien: z.B. die Thermische Abfallbehandlung, Flusswärmepumpe, Phosphorrecycling, Biomassekraftwerk und Geothermie.
Redaktion: Wenn ich mich dafür entschieden habe, dass ich zukünftig mit Fernwärme heizen möchte: Was sind dann die nächsten Schritte?
Lawrence Nasralla (MVV): Gerne vereinbaren Sie mit uns einen Termin für ein Beratungsgespräch. Das Gespräch kann telefonisch, im E.forum Mannheim oder bei Ihnen vor Ort erfolgen. Gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen vor-Ort-Termin, um Ihre individuelle Situation zu prüfen und den Hausanschluss zu planen.
Anschließend erhalten Sie ein Angebot für die Installation Ihres Fernwärme-Hausanschlusses, welches Sie beauftragen können. Nachdem Sie das Angebot mit Ihrer Unterschrift angenommen haben, stimmen wir mit Ihnen die Termine ab und übernehmen die weitere Koordination bis zur Installation. Wir erstellen Ihnen ein Angebot für die Lieferung und Installation der Hausübergabestation durch unsere Heizungsinstallateure sowie den dazugehörigen Wartungsvertrag. Wir begleiten Sie bei der Umstellung Schritt für Schritt.
Redaktion: Was gibt es zu beachten, wenn man den Fernwärmehausanschluss vorbereitend legen lassen möchte?
Lawrence Nasralla (MVV): Die Vorab-Installation des Fernwärme-Hausanschlusses ist möglich und vermeidet unnötige Wartezeiten, sobald die Fernwärme verfügbar ist. Die Installation einer Hausübergabestation kann in der Regel kurzfristig erfolgen, während für den Hausanschluss eine Straßenbaumaßnahme erforderlich ist, die in der Regel wesentlich länger dauert. In Ihren Keller führen zwei Rohre, die mit Ventilen verschlossen sind und erst dann aktiviert werden, nachdem eine Übergabestation installiert wurde. Zu beachten ist: Der Hausanschluss muss innerhalb von 5 Jahren nach der Installation in Betrieb genommen werden.
Redaktion: Was ist, wenn die Beheizung meines Hauses erst in wenigen Jahren möglich ist, meine Heizung aber zwischenzeitlich irreparabel kaputt geht?
Herr Nasralla (MVV): Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ermöglicht in einem solchen Fall den Betrieb einer Übergangsheizung für einen Zeitraum von 5 Jahren. Beispielsweise darf eine fossile Heizung über diesen Zeitraum weiterhin mit dem fossilen Energieträger betrieben werden, muss aber nach diesen 5 Jahren mit 65% erneuerbarer Energie betrieben werden. Als Überbrückungslösung bieten wir eine Übergangsheizung zur Miete in Kombination mit anschließendem Umstieg auf Fernwärme.
Redaktion: Haben Sie noch einen besonderen Ratschlag im Zusammenhang mit Fernwärme?
Herr Nasralla (MVV): Ich empfehle unseren Kundinnen und Kunden, auch über eine Wasserenthärtungs- oder Kalkschutzanlage nachzudenken, denn das Wasser hier in Mannheim ist ziemlich hart. Das entkalkte Wasser schont nicht nur die Heizungsanlage, sondern es gibt auch weniger Kalkflecken im Bad und in der Küche. Im Zusammenhang mit Fernwärme ergibt es Sinn, weil eine Kalkschutzanlage gleichzeitig mit der Übergabestation installiert werden kann. Dadurch lassen sich oft Synergien bei den Kosten realisieren. Kalkschutzanlagen werden übrigens auch staatlich durch die BEG gefördert, wenn das hierfür vorliegende Angebot zusammen mit dem Angebot für die Fernwärme-Inneninstallationen bei der KfW eingereicht wird. Und zum Kernthema: Wenn Sie sich für Fernwärme interessieren, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Unsere Beratung ist unverbindlich und kostenlos.
Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch.
Herr Nasralla (MVV): Sehr gerne.
* Im Kalenderjahr 2025 gilt für die Netzanschlusskosten ein reduzierter Kampagnenpreis in Höhe von 5.950 Euro (brutto) in Preiszone A. Die regulären Netzanschlusskosten in Preiszone A betragen 8.925 Euro (brutto). Auskunft darüber, in welcher Preiszone sich Ihr Anschlussobjekt befindet erhalten Sie auf Nachfrage bei MVV.