Paradox oder sinnvoll?
Die Klimaanlage zum Heizen nutzen – sinnvoll oder nicht?
Angesichts von Hitzewellen und sommerlichen Temperaturen, die regional die 40-Grad-Marke knacken, werden Klimaanlagen auch fürs Eigenheim in Deutschland immer beliebter. Wäre es da nicht nützlich, wenn man die Geräte – die schließlich nichts anderes sind als kleine Wärmepumpen – im Winter auch zum Heizen nutzen könnte? Wie das geht, ob es sich lohnt und was sonst noch zu beachten ist, lesen Sie hier.
Nicht jede Klimaanlage eignet sich
Das Prinzip ist einfach: dasselbe System, das im Sommer zum Kühlen dient, indem es die warme Luft im Raum ansaugt, nach draußen leitet und über einen Wärmetauscher abgibt, lässt sich im Winter einfach umkehren: der Außenluft wird die Wärme entzogen und nach drinnen geleitet. Somit arbeitet eine Klimaanlage im Heizmodus ähnlich wie eine Wärmepumpe - nur ist sie im Normalfall kleiner.
Das funktioniert aber nicht mit jedem Gerät. Für die Umkehrung des Prozesses brauchen Sie ein Gerät, das einen reversiblen Betrieb erlaubt und im Bestfall über eine Heiztaste und einen Thermostat zur Temperaturregelung verfügt. Ob Ihr schon vorhandenes Gerät dazugehört, erfahren Sie in der Bedienungsanleitung. Ist reversibler Betrieb vorgesehen, spielt es allerdings keine Rolle, ob Sie eine mobile Klimaanlage haben, einen einfachen Luftkühler oder ein Split-Gerät, das mit seinem Innen- und Außenteil fest an der Fassade oder dem Fenster installiert ist. Mit allen drei Varianten können Sie auch heizen – allerdings mit unterschiedlich hoher Effizienz. Während eine mobile Klimaanlage oder ein Luftkühler höchstens punktuell und für kurze Zeit für merkliche Wärme sorgen, kann ein Split-Gerät tatsächlich unter gewissen Umständen die reguläre Heizung im Raum zeitweise ersetzen oder sinnvoll ergänzen.
Nicht jede Heizsituation bietet sich an
Eines gleich vorweg: Der Umkehrbetrieb einer Klimaanlage eignet sich in den seltensten Fällen als alleinige Heizquelle, vor allem nicht für ein ganzes Gebäude. Je kälter die Außentemperatur, je schlechter gedämmt das Gebäude und je größer der zu heizende Raum, desto ineffizienter, sprich teurer, wird der Heizbetrieb. Zu bedenken ist auch, dass mit einer Klimaanlage immer nur derjenige Raum geheizt werden kann, in dem das Gerät installiert oder aufgestellt ist, da nicht genügend Wärme entsteht, um sich z. B. durch offene Türen im Haus zu verteilen. Mobile Geräte und Luftkühler sind dabei in etwa so effizient wie Heizlüfter, Split-Geräte haben unter den richtigen Bedingungen einen besseren Wirkungsgrad.
Das Heizen mit einem Split-Gerät, das mit der Außenluft arbeitet, bietet sich vor allem dann an, wenn es draußen noch nicht zu kalt ist, also in der Übergangszeit von Oktober bis November oder April bis Mai. Die höchste Effizienz erzielen Sie bei Außentemperaturen bis zu fünf Grad über Null. Damit lässt sich die reguläre Heizperiode etwa einen Monat verkürzen. Als Faustregel gilt: Je geringer der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen, desto effizienter das Heizen mit einer fest installierten Klimaanlage.
Wird es draußen zu kalt, ist der Raum zu schlecht gedämmt oder zu groß, muss aber auch das Split-Gerät zu viel heiße Luft ausstoßen, um einen Heizeffekt zu erzielen und wirkt dabei fast wie ein Fön, was ein eher unangenehmes Raumklima erzeugt. Außerdem steigt dabei natürlich der Stromverbrauch.
Nicht immer kommt es günstiger
Der unschlagbare Vorteil des Heizens mit der Klimaanlage liegt darin, dass die Wärme bei Bedarf ohne Vorheizen sofort bereitsteht und bei Verlassen des Raums auch sofort wieder abgeschaltet werden kann. Dieser punktuelle Heizbetrieb ist gerade in der Übergangszeit, wo man sich vielleicht nur abends auf dem Sofa etwas zusätzliche Wärme wünscht, gegenüber einer herkömmlichen Heizung sparsamer. Auf der anderen Seite verbraucht eine Klimaanlage natürlich Strom. Wieviel genau, berechnet sich nach der elektrischen Leistung in Kilowatt, die in den Produktdaten angegeben ist. Eine Leistungsaufnahme von 2 kW im Heizbetrieb bedeutet, dass die Klimaanlage, wenn sie als Heizung genutzt wird, pro Stunde 2 kW Strom verbraucht. Demgegenüber steht die Heizleistung des Geräts, die je nach Außentemperatur höher oder niedriger ausfällt. Gerade in der Übergangszeit kann der punktuelle Einsatz der Klimaanlage also sogar günstiger sein, als die herkömmliche Heizung wegen der Vorlaufdauer länger zu betreiben.
Besonders günstig ist der Betrieb einer Klimaanlage als Heizung natürlich, wenn Sie günstigen Strom aus regenerativen Quellen nutzen oder sogar mit der eigenen Solaranlage Strom erzeugen. Eine Indikation der Kosten für Ihre PV-Anlagen finden Sie hier: Link zu unserem Solaranlagenrechner
Was es noch zu beachten gilt
Wie fast jedes technische Gerät profitiert auch eine Klimaanlage von einer regelmäßigen Reinigung und Wartung. Da sich im Laufe der Zeit Staub und andere Rückstände in der Anlage ablagern, können sich Keime ansiedeln, die dann in die Raumluft geblasen werden. Zu viele Flusen, Pollen etc. im Filter können auch die Kühl- bzw. Heizleistung verringern. Um dem entgegenzuwirken, muss die Anlage oder das Gerät regelmäßig gewartet werden. Im normalen Kühlbetrieb reichen hier zwei Jahre – heizen Sie jedoch auch mit der Anlage, sollten Sie jährliche Wartungsintervalle wählen. Die Reinigung der Lüfter und Filter können Sie auch als Laie durchführen. Achten Sie aber unbedingt darauf, die Anlage vom Stromkreis zu nehmen. Bei den Ventilen, dem Kältemittelkreislauf und andere technischen Komponenten sollte ein Fachmann hinzugezogen werden.
Fazit
Wer seine Klimaanlage als Heizung betreiben und dabei sparen möchte, kommt um genaues Rechnen nicht herum: Leistungsaufnahme und Heizleistung jeder Anlage sind genauso individuell wie Verbrauch und Kosten des zu ersetzenden Systems. Fest steht: Als Dauerlösung im tiefsten Winter und für ganze Gebäude eignen sich Klimaanlagen als Heizung aus Kostengründen im Normalfall nicht. In der Übergangszeit, in einzelnen Räumen und wenn nur punktuell Wärme benötigt wird, können sie unter den passenden Bedingungen eine durchaus sparsame Alternative sein.