Günstiger ja, aber auch gut?
Gebrauchtes E-Auto - Das sollten Sie beim Kauf eines gebrauchten E-Autos wissen?
Ihr nächstes Auto könnte ein E-Auto sein? Angesichts der derzeit immer noch recht hohen E-Neuwagenpreise lohnt sich der Blick auf den Markt für gebrauchte E-Autos. Die Konditionen sind attraktiv und die Risiken beherrschbar.

Den Markt im Blick – das Angebot an gebrauchten E-Autos wächst.
E-Autos sind keine Seltenheit mehr. Das spürt auch der Gebrauchtwagenmarkt. Das Angebot wächst stetig, gerade auch durch eine große Anzahl junger Leasing-Rückläufer. Dabei handelt es sich in der Regel um gut ausgestattete Fahrzeuge mit geringer Laufleistung. In den meisten Fällen ist zum Beispiel die empfehlenswerte Wärmepumpe, die nicht selten ein aufpreispflichtiges Extra darstellt, dann schon an Bord. Die großen Online-Fahrzeugbörsen können Ihnen sehr schnell einen Überblick geben. Und je nachdem, wie Sie den Filter setzen (Marke, Modell, Preis) finden Sie ein attraktives Angebot, das ihren persönlichen Prioritäten entspricht: 204 Elektro-PS mit weniger als 30.000 km auf der Uhr, sind dann schon für unter 25.000 EUR zu haben.
Das wichtigste Bauteil – der Akku.
Der Hochvolt-Akku ist das wichtigste und teuerste Bauteil eines E-Autos. Er verdient besondere Aufmerksamkeit, gerade bei gebrauchten Fahrzeugen. Zwar werden viele Leasing-Rückläufer noch über eine Herstellergarantie verfügen (sie umfasst in der Regel 8 Jahre bzw.160.000 km), andererseits hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Umgang mit der Batterie entscheidend für ihre Lebensdauer und Leistungsfähigkeit ist. Hier ist es also wichtig Transparenz herzustellen. Lassen Sie sich also die „Gesundheit der Batterie“ durch ein offizielles Dokument zum „State-of-Health (SOH)“ dokumentieren.
Wie kann man die Leistungsfähigkeit gebrauchter Akkus checken?
Das österreichische Start-up Aviloo hat einen Test auf den Markt gebracht, der Klarheit über den „State of Health“ der Batterie schafft. Seit August 2023 erweitert der „Battery Quick Test“, entwickelt vom TÜV Rheinland und einem Joint Venture Partner, das Angebot an Diagnosegeräten. Ein großer Vorteil für alle.
Was leisten die Diagnose-Tests und wie funktionieren sie?
Diagnose-Tests liefern, kurzgesagt, Aufschluss über den individuellen Gesundheitszustand der Batterie und schaffen damit eine Vertrauensbasis. Dass hier tatsächlich verlässliche Ergebnisse erzeugt werden, zeigt auch die Zusammenarbeit der Experten von „Auto Motor und Sport/Moove“ mit Aviloo. Das Start-up bietet zwei unterschiedliche Versionen an, wobei der (besonders gründliche) Premium-Test in erster Linie für Privatkunden gedacht ist, die es wirklich genau wissen wollen. Dabei wird das Diagnosegerät über die Onboard-Diagnose-Schnittstelle mit dem Fahrzeug verbunden. Getestet wird dann „live“, während der Fahrt, wobei der Akku von 100 % auf 10 % heruntergefahren wird. Die gespeicherten Ergebnisse werden dann vom Hersteller ausgewertet und in ein Akkuzertifikat übertragen. Darin wird die aktuelle Batteriekapazität (besagter „SoH“) in Prozent angegeben.
Den schnelleren (und weniger gründlichen) Flash-Test bietet Aviloo nur Geschäftskunden an, die sich einen Überblick über den Zustand einzelner Bauteile verschaffen wollen. Der Flash-Test bietet auch keine „SoH“-Beschreibung in Prozent.
Der „Batterie Quick Test“ vom TÜV Rheinland setzt einen einstündigen Aufenthalt in der Werkstatt voraus und wird schon deshalb derzeit nur gewerblichen Anbietern zur Verfügung gestellt.
Gehört zum E-Auto Check: der Blick auf die Bremsen.
E-Autos gelten im Vergleich mit Verbrennern als verschleißarm. Ganz einfach, weil sie weniger Verschleißteile im Motorumfeld besitzen. Ganz verschleißfrei sind sie allerdings nicht. Achten Sie zum Beispiel auf den Zustand der Bremsen. Durch die Möglichkeit des Rekuperierens übernimmt oftmals der E-Motor in vielen Fahrsituationen die Aufgabe des Verzögerns. Das kann dazu führen, dass die Bremsbeläge praktisch „einschlafen“, was ihren Reibwert verschlechtert. Sprechen Sie das Thema bei der Besichtigung also gerne an.
So wichtig wie das Budget: Wie wollen Sie es ausgeben?
Gebrauchtfahrzeuge bar kaufen – das war früher mal die Regel. Heute haben Sie mehr Möglichkeiten. Und dieses Mehr an Möglichkeiten macht gerade im Zusammenhang mit einem gebrauchten E-Auto besonders Sinn. Warum? Noch immer erleben wir mit jeder neuen Modell-Generation bei E-Autos deutliche Entwicklungssprünge. Gerade in Bezug auf den Akku. Bei dieser Dynamik macht es Sinn, ein gebrauchtes E-Auto nicht zu kaufen, sondern zu leasen. Damit können Sie das Risiko eines erhöhten Wertverlusts stark eingrenzen. Die großen Autobörsen registrieren deshalb eine immer stärkere Nachfrage nach Leasing-Angeboten für Elektro-Gebrauchtwagen. Fragen Sie Ihren Anbieter gezielt nach dieser Möglichkeit. Dann können Sie das Fahrzeug nach der Nutzungsdauer einfach zurückgeben.
Passt ein gebrauchten E-Auto? Ihr Nutzungsprofil entscheidet.
Die Beschäftigung mit E-Autos hat dazu geführt, intensiver darüber nachzudenken, wie wir unser Fahrzeug im Alltag ganz konkret nutzen. Kurzstrecke, Langstrecke oder überhaupt nur gelegentlich? Wenn es um ein gebrauchtes E-Auto geht, lohnt es sich besonders, das eigene Fahrprofil zu reflektieren. Ältere E-Fahrzeuge repräsentieren eben auch einen älteren Stand der Technik. So haben sie in der Regel eine geringere Reichweite als neue Fahrzeuge. Wer jetzt eher Kurzstrecke fährt, den wird das nicht stören.
Auch die Ladeleistung liegt bei frühen Jahrgängen unter dem, was neue E-Modelle bieten. Für Langstreckenfahrer könnte eine lange Wartezeit an der Ladestation dann wieder ein Problem sein. Mit anderen Worten: Das individuelle Nutzungsprofil ist im Grunde der wichtigste Filter für eine nachhaltige Entscheidung.
Fazit
Ein gebrauchtes E-Auto kann ein attraktiver Einstieg in die E-Mobilität sein, denn in der Regel sind die Fahrzeuge gut ausgestattet und haben vor allem als junge Leasing-Rückläufer erst wenige Kilometer auf dem Tacho. Zudem ist die Akku-Ausdauer in der Regel höher als von Skeptikern befürchtet. Untersuchungen haben ergeben, dass die Akkus in der Regel nur 1 – 2 % Kapazität pro Jahr verlieren.
Die drei wichtigsten Tipps:
- Suchen Sie in Ruhe nach dem Fahrzeug, das zu Ihrem Nutzungsprofil passt.
- Lassen Sie sich den Status der Batterie in jedem Fall zertifizieren.
- Fragen Sie nach alternativen Finanzierungsangeboten.
Passt alles zusammen, ist ein gebrauchtes E-Auto womöglich mehr als ein guter Deal, nämlich eine überzeugende Erfahrung.