Ein Beitrag, um Ressourcen zu schonen.
Virtuelles Wasser - wie durstig sind unsere Kleidung oder Lebensmittel?
Seit der britische Wissenschaftler John Anthony Allan in den 90er Jahren das Konzept des virtuellen Wassers entwickelt hat, ist es möglich, den wichtigsten „Rohstoff“ des Lebens mit anderen Augen zu sehen. Denn nicht nur Menschen verbrauchen Wasser, sondern alle Produkte, die uns täglich begleiten und begegnen. Vom technischen Konsumgut bis zum Nahrungsmittel.
Der Blick fürs Ganze ist wichtig
Wasser ist lebenswichtig. Gerade jetzt, in Zeiten des Klimawandels, wird es immer wieder zum Gesprächsthema. Vor allem dort, wo es fehlt. Auf den Feldern, in den Flüssen und Seen. Davon ist der Süden Europas zunehmend betroffen, aber auch viele andere Teile der Welt. Es lohnt sich deshalb über unseren Wasserverbrauch nachzudenken und dabei unser Konsumverhalten zu reflektieren. Wobei es hier nicht so sehr um die rund 125 Liter Wasser geht, die ein Mensch täglich mit Duschen & Co direkt verbraucht (Stand: 2022). Im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive bezeichnet virtuelles Wasser den Wasserverbrauch, der bei der Entstehung eines Produkts oder Nahrungsmittels ganz real anfällt. Die Ergebnisse sind immer überraschend, teilweise auch erschreckend.
Knapp 2.500 Liter Wasser für ein T-Shirt.
T-Shirts haben es in sich: Rechnet man alles zusammen - das Wasser, dass für den Anbau der Baumwollen verbraucht wird, für das Reinigen der Stoffe, die Fertigung der Farben und so weiter – dann sind zum Schluss 2.500 Liter Wasser in die Produktion geflossen. Selbst hier, bei einem eher banalen Alltagsprodukt ist der Herstellungsprozess also erschreckend wasserintensiv. Und wieviel T-Shirts mögen auf der Welt so im Umlauf sein? Für eine Jeans sind übrigens 11.000 Liter Wasser fällig. Ein weiteres Beispiel verdeutlicht das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis vielleicht noch anschaulicher: Für 1 kg Rindfleisch werden rund 15.000 Liter Wasser aufgewendet. Das liegt vor allem an daran, dass enorme Mengen an Wasser in das Futter für die Tiere investiert werden müssen. Rinder sind große Tiere und „verbrauchen“ deshalb vergleichsweise viel. Hühner zum Beispiel sind da etwas bescheidener und daher belastet 1 kg Geflügelfleisch den Wasseretat „nur“ mit 4.000 Litern. Beide Zahlen zeigen allerdings auch, dass die Fleischproduktion an sich viel Wasser verschlingt. Falls Sie schon immer mal einen fleischfreien Tag pro Woche einlegen wollten – es lohnt sich durchaus darüber nachzudenken. Mit dem, was Sie dadurch an Wasser sparen, könnten Sie anderthalb Jahre lang täglich einmal entspannt Duschen!
Was den Wasserverbrauch antreibt
Sobald der industrielle Aufwand steigt, beschleunigt sich auch der virtuelle Wasserverbrauch. Ein einfaches, vegetarisches Beispiel: Während 1 kg Kartoffeln vom Feld mit 255 Litern Wasser zu Buche schlägt, sind es bei 1 kg Kartoffel-Chips aus der Tüte schon 925 Liter! Unterm Strich belastet allein die Herstellung von Nahrungsmitteln den Wasserhaushalt der Welt mit rund 70 %. Und letzten Endes wird auf unserer Erde ja noch sehr viel mehr produziert.
Die Welt unserer Konsumgüter besteht überall aus intensiven Wasserverbrauchern. Ein PC „konsumiert“ von der Konstruktionsskizze bis zum fertigen Modell rund 20.000 Liter, ein Automobil gar 400.000 Liter, das Handy liegt bei 1.300 Litern. Und ein Buch? Das kommt sogar auf 1.600 Liter! Heruntergerechnet auf eine DIN A4-Blatt sind es immer noch 10 Liter. Keines der Dinge, die uns täglich umgeben, entsteht wasserneutral. Das Problem dabei: Wasser ist nicht gleichmäßig auf der Welt verteilt. Das allein bedeutet schon für Entwicklungsländer einen bedeutenden Nachteil. Wenn sie dann noch viel von dem wenigen Wasser, das sie besitzen, für Produkte aufwenden, die dann in die Industrieländer exportierte werden, wird Wasser schnell zu Mangelware für die einheimische Bevölkerung. Auch dafür schärft der Begriff virtuelles Wasser bzw. Wasserfußabdruck unsere Wahrnehmung.
Der Wasserfußabdruck als Vergleichsgröße.
Vom niederländischen Professor für Wassermanagement, Arjen Hoekstra, stammt der Begriff Wasserfußabdruck. Seit 2002 wird damit, als Weiterentwicklung des virtuellen Wassers gearbeitet, um die Wasserbilanz der Länder zu diagnostizieren und vergleichbar zu machen. Den größten Abdruck hinterlassen Länder mit einem hohen Bevölkerungs- und Industrieanteil, also China, Indien und die USA. Besonders wichtig ist es in diesem Zusammenhang aber zu erkennen, welche Länder mit Wasserknappheit durch übermäßigen Wasserverbrauch ihre Lebensgrundlagen eventuell gefährden. Hier kann der Wasserfußabdruck Transparenz herstellen – und eine verantwortungsvolle Politik veranlassen, Fehlentwicklungen zu korrigieren. An der Übernutzung der Wasserressourcen in der Welt kann niemand interessiert sein.
Fazit: Was können wir tun?
Was können wir tun, um den indirekten Wasserverbrauch zu bremsen? Wir können uns bewusster entscheiden. Für den einen fleischfreien Tag in der Woche, für regionale und saisonale Produkte, die allein durch kürzere Wege größere Mengen Wasser sparen. Dafür nicht auf jeden Modetrend aufzuspringen, weil jedes neue Stück jede Menge Ressourcen beansprucht. Kleinigkeiten machen in der Summe den Unterschied. Für das wichtigste Element des Lebens einen größeren als für uns.